Irgendwann soll es ein Telefon geben, das in Echtzeit, also schon während des Gesprächs, zwischen fremden Sprachen übersetzen kann. So verheißen es die Visionäre der drahtlosen mobilen Zukunft einer globalen Gesellschaft. Bisher aber ist der Fortschritt langsam wie eine Schnecke, wenn es darum geht, dem Computer die Bedeutung menschlicher Sprache beizubringen. Ein Schritt nach vorn ist jetzt dem Münchener Unternehmen Linguatec Sprachtechnologien mit seinem "Personal Translator 2001" gelungen. Deutsche haben die Nase vorn In der Computerlinguistik gehören deutsche Entwickler zu den führenden Köpfen in der Welt. Neben Linguatec ist hier besonders die Münchener Firma Sail Labs aktiv, die das Langenscheidt-Programm T1 entwickelt. Verständliche Basisübersetzungen Im technologischen Wettbewerb der maschinellen Übersetzungsprogramme analysiert der neue Personal Translator nicht nur die begriffliche und inhaltliche Struktur einzelner Sätze, sondern bemüht sich erstmals um ein satzübergreifendes Vorgehen. Zusammen mit der thematischen Eingrenzung der Textvorgaben erfüllt die Software so den selbst gesetzten Anspruch, Basisübersetzungen zu erstellen, "die sofort verständlich sind und die mit geringem Überarbeitungsaufwand in eine endgültige Fassung gebracht werden können". Kommunikation mit 550.000 Wörtern Zu Beginn eines Übersetzungsvorgangs wird empfohlen, zunächst nach unbekannten Begriffen zu suchen. Hier gibt sich das Wörterbuch des Personal Translators selten eine Blöße. Mit 550.000 Wörtern (bei der qualitativ besten der drei Ausgaben des Programms) wird bis auf spezifisches Fachvokabular der Wortschatz nahezu vollständig erfasst. Dabei werden auch unterschiedliche Deklinations- und Konjugationsformen erkannt. Wenn man nur gelegentlich ein Wort nachschlagen will, ist das kleine Zusatzprogramm PT Direkt praktisch. Es zeigt in jeder Windows-Anwendung auf einen Mausklick die Bedeutung des markierten Worts an. Deutsch - Englisch problemloser Vor allem vom Deutschen ins Englische ist die Übersetzungsleistung gegenüber der Vorgängerversion erkennbar gestiegen; damals beanstandete schwere Fehler treten jetzt nicht mehr auf. Gute Dienste leistet die Software immer dann, wenn der Quelltext klar strukturiert und auch im Deutschen einfach verständlich ist. Schachtelsätze eher unbeliebt Bei komplizierten Schachtelsätzen hingegen, wie man sie vielfach in technischen Fachtexten antrifft, kommt es weiterhin zu verqueren Ergebnissen - auch wenn das Programm recht lange über einer Aufgabe brütet. Hier bietet es sich als Ausweg an, zunächst den deutschen Satz in einfache Hauptsätze zu zerlegen. Die Geschichte der "Währungsgeschäftemacherei In der Gegenrichtung, also beim Übersetzen englischer Texte ins Deutsche, tut sich der Personal Translator mitunter noch etwas schwer. So werden "currency dealings" einfallsreich, aber nicht ganz treffend mit "Währungsgeschäftemachereien" wiedergegeben. Satzarchiv bietet Hilfestellung Auf die Sprünge helfen kann man dem Übersetzungsknecht, indem man den Begriff markiert und im Benutzerwörterbuch die richtige Entsprechung "Devisenhandel" einträgt. Ist die Übersetzung schließlich auch stilistisch überarbeitet, sollte sie ins Satzarchiv gestellt werden - dann werden künftig diese Mustersätze verwendet, wenn das Programm auf gleiche Aufgaben stoßen sollte. Auch Internet-Seiten problemlos übersetzen Internet-Seiten werden vom Zusatzprogramm PT Web übersetzt, wobei das Layout erhalten bleibt. Die Software teilt das Browser-Fenster auf Wunsch in zwei Hälften und zeigt in der einen das Original, in der anderen die Übersetzung an. Die Version "Office plus" kann auch direkt aus Microsoft Word heraus bedient werden und enthält zudem eine Sprachausgabe zum Vorlesen der deutschen wie der englischen Texte. Beim Zuhören - die von IBM ViaVoice übernommene Technik ermöglicht eine annähernd natürliche Sprecherstimme - können Formulierungsfehler manchmal eher entdeckt werden als beim Lesen auf dem Bildschirm. Via Handy und PDA übersetzen Der Personal Translator kann jetzt auch als Übersetzungsserver dienen, so dass man im Intranet einer Firma, mit dem Handy oder mit einem Kleincomputer (PDA) auf die Dienste der Software zugreifen kann. Zum Ausprobieren kann man auf der Web-Site von Linguatec eine vom Personal Translator übersetzte Botschaft als SMS an eine beliebige Mobiltelefonnummer schicken. Deluxeversion um 3.500 S An technischen Voraussetzungen erwartet das Programm einen Pentium-PC unter Windows 95/98/Me/2000 mit 32 MB Arbeitsspeicher und etwa 100 MB freiem Festplattenplatz. Die leistungsstärkste Version PT 2001 Office plus unterstützt zum deutschen Preis von 498 Mark (255 Euro/3.504 S) unter anderem das Anlegen eigener Satzarchive, die Sprachausgabe und die Word-Schnittstelle. Außerdem gibt es hier ein zusätzliches Idiomatik-Wörterbuch mit 35.000 Redewendungen. 198 Mark (101,2 Euro/1.393 S) kostet die Ausgabe PT 2000 Office, mit der ebenfalls direkt aus der mitgelieferten Scanner-Anwendung OmniPage Pro übersetzt werden kann. Eine abgespeckte Home-Version ist zum Preis von 98 Mark (50,1 Euro/689 S) erhältlich. (Peter Zschunke/AP)