Leider ist es aus Platzgründen nicht möglich, auf alle falschen Aussagen, Verwechslungen und Fehlinterpretationen einzugehen, die der Wirtschaftsjournalist Walter Braun in seinem an mich adressierten Artikel ("Der Mann hinter dem Mond", 24. 8.) untergebracht hat. Daher in aller Kürze:

Braun meint, die Gewerkschaften sollten Stronach als "rettenden Jobbringer" umarmen. Das ist doch etwas viel verlangt. Stronach, der die Steyr-AG zu einem günstigen Preis erworben hat, und dessen Investitionen subventioniert werden, beschäftigt gerade so viele Mitarbeiter, wie er gewinnbringend einsetzen kann. Nichts anderes wäre zu erwarten, aber bedanken muss man sich dafür nicht.

Die Gewerkschaft mit der Mafia zu vergleichen ist für Braun "ein starkes Stück, aber verständlich". Magna verhält sich gesetzestreu, lesen wir weiter, wenn sich die Belegschaft für Vertrauensleute (ohne Rechte) statt eines Gewerkschafters (fehlende Sachkenntnis - richtig: statt eines Betriebsrats) entscheidet. Nur: Entschieden hat sich nicht die Belegschaft, sondern Stronach, und das schon vor langer Zeit.

Stronach will in seinen Werken das Reich der Freiheit (von Gewerkschaften) und Selbstbestimmung (des Unternehmers) durchsetzen. Und wenn sich dann eine "Querulantin" für die Wahl eines Betriebsrats einsetzt, muss sie vorsichtshalber gekündigt werden, weil sonst dem Reich der Selbstbestimmung ein Ende bereitet ist.

Wer schreibt, dass die österreichischen Betriebe durch "organisatorische Maßnahmen bzw. technologische Investitionen" auf rund ein Drittel ihrer Angestellten verzichten könnten und das als Argument gegen Arbeitszeitverkürzung verwendet, der hat schon seine eigene Logik. Herr Braun glaubt offenbar, man hält den technologischen Fortschritt auf, indem man auf den sozialen Fortschritt verzichtet. Das ist wohl ein etwas rückschrittliches Konzept.

Am Schluss kommt dann unser Herr Braun erst so richtig in Fahrt: "Für Sallmutter bedeutet ,soziale Gerechtigkeit', Ungleiches gleich zu behandeln." Wer angesichts der steigenden Einkommensunterschiede gegen die Gleichmacherei kämpft, der kämpft gegen ein Gespenst. Und die Braunsche These, dass Umverteilung zur Diktatur führt, ist ein neoliberaler Mythos. Diktaturen zielen nicht auf Gleichmacherei, sondern sind ein Mittel zur Herrschaftsabsicherung einer materiell besser gestellten Elite.

Übrigens verträgt sich ein freier Markt sehr gut mit einer Diktatur. Chiles Ex-Diktator Pinochet führte nach seinem Miltärputsch 1973 unter Beratung des Parade-Marktradikalen und Wirtschaftsprofessor Milton Friedman eine neoliberale Wende der Wirtschaftspolitik durch. Aber das ist eine andere Geschichte . . .
Hans Sallmutter
Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten