Wien - Die Verkaufswelle an den internationalen Aktienmärkten scheint im Moment nicht zu stoppen zu sein, die Spirale dreht sich scheinbar unaufhörlich weiter nach unten. Der japanische Aktienmarkt stürzte am Dienstag nicht zuletzt auf Grund der weltweit fallenden Technologie-Aktien erneut auf den tiefsten Stand seit 16 Jahren. Die US-Wachstumsbörse Nasdaq, an der vorwiegend Technologie-, Internet und Biotech-Aktien gehandelt werden, schloss am Montag erstmals seit Dezember 1998 wieder unter der 2000 Punkte-Marke. Der Kursverfall an den internationalen Börsen hat nun Ausmaße erreicht, wie sie bisher nur ganz selten zu sehen waren. Innerhalb nur eines Jahres brachen die Indizes der beiden High-Tech-Börsen Nasdaq und Neuer Markt um mehr als 60 bzw. 80 Prozent ein. Nach dem Börsecrash im Oktober 1929 dauerte es immerhin über drei Jahre, bis die Tiefststände erreicht wurden. Höhepunkt vor einem Jahr Ziemlich genau vor einem Jahr, am 10. März 2000, standen die Technologiebörsen am Zenit ihrer Entwicklung. Die Nasdaq markierte ihr Allzeithoch damals mit 5.048,62 Punkten, der Frankfurter Neue Markt (Nemax50-Index) mit 9.931,53 Punkten. "Der Markt befindet sich im Moment offenbar in einer nach unten gerichteten Spirale, aus der ihn nur ein äußerer Impuls befreien könnte", so die Leiterin des Research im Asset Management der Bank Austria, Monika Rosen. Ihrer Meinung nach ist der US-Aktienmarkt erstmals seit 1987 "offiziell" in einen Bärenmarkt eingetreten. "Angst und Kapitulation in der New Economy vor den negativen Nachrichten, die offensichtlich nicht abreißen wollen, führen zur Flucht aus Aktien", beurteilen die Finanzmarktexperten der Raiffeisen Zentralbank (RZB) die aktuelle Situation. Negativer Trend Auch die übrigen Weltbörsen können sich diesem negativen Trend nicht entziehen. Nur die New Yorker Wall Street stemmt sich noch dagegen. Ihr Leitindex, der Dow Jones Industrial Index, der die weltweit wichtigsten Standard-Werte umfasst, bewegt sich nun schon seit fast zwei Jahren seitwärts. Auf die europäischen Börsen schlägt die schlechte Stimmung jedoch voll durch. So markiert der Blue Chips-Index der größten europäischen Wachstumsbörse, dem Frankfurter Neuen Markt am Dienstag im Handelsverlauf ein neues Allzeittief seit seiner Einführung im Juli 1999. Zur momentanen Konfusion an den Weltbörsen tragen auch widersprüchliche Wirtschaftsmeldungen bei, so die RZB-Experten. So werde nun die Höhe einer schon sicher geglaubten Zinssenkung am 20. März wieder in Zweifel gezogen. Bemerkenswert sei die unterschiedliche Entwicklung an der New Yorker Börse (NYSE) und an der Nasdaq: Am Montag erzielten an der NYSE mehr Titel neue 52-Wochenhöchststände als neue Tiefs, während an der Nasdaq 320 Aktien neue Tiefs erreichten, darunter auch viele Branchenleader. (APA)