Das Internet war bisher eigentlich ein weitgehend stummes Medium. Gut, ab und zu erklingt auf einer Web-Seite ein Lied, es gibt auch Internet-Radios - sonst aber herrscht zumeist Funkstille. Aber das beginnt sich allmählich und auf verschiedenen Ebenen zu ändern: angefangen bei Web-Seiten, die sprechen, bis zur E-Mail, die sich selbst vorliest. Bislang zu teuer Möglich wird dies durch inzwischen deutliche Fortschritte bei Programmen, die Texte in gesprochene Sprache verwandeln. Bekannt waren sie bisher vor allem als Hilfsmittel zur Erschließung des Internets für Blinde oder Sehbehinderte. Der Computerkonzern IBM , aber auch kleinere Firmen wie jetzt WeMedia haben Web-Browser speziell für die Bedürfnisse von Sehbehinderten entwickelt. Den Massenmarkt erreicht haben diese Programme auch deshalb nicht, weil sie zum Teil recht teuer sind. Der IBM-Browser zum Beispiel kostet 149 Dollar (161 Euro/2.211 S) . Sprache als Ergänzung zu Grafik Es gibt inzwischen aber auch mehrere kleine kostenlose Programme, mit denen man sich Web-Seiten vorlesen kann, zum Beispiel den WebFormator von Frank AudioData oder den Logox WebSpeech Reader von G-Data. Ziel von WebSpeech ist es ausdrücklich, dem Internet eine Wahrnehmungsebene hinzuzufügen, die die vor allem grafische Gestaltung der Web-Seiten ergänzen soll. Nur text kein Klang WebSpeech ist ein so genanntes Text-to-Speech-Programm. Das heißt, es setzt normale Textzeilen in Sprache um. Der Vorteil dieses Systems ist, dass die über das Internet übertragenen Dateien sehr klein sind, da ja nur der reine Text und keine komplexen Klang-Dateien übertragen werden. Die Umwandlung findet erst auf dem Rechner des Betrachters statt. Stimmen noch zu mechanisch Der Nachteil ist sicher, dass sie Stimmen, bei WebSpeech stehen immerhin bis zu vier zur Wahl, doch noch etwas mechanisch klingen. WebSpeech arbeitet am besten mit dem Internet Explorer von Microsoft zusammen, der Netscape Navigator funktioniert nur eingeschränkt, bei anderen Programmen gar nicht. Gesichter lesen vor Während sich bei WebSpeech und ähnlichen Programmen oft nur ein Mund zu dem gesprochenen Text bewegt, geht die Firma LifeFX schon einen Schritt weiter und bringt mit ihrem Programm Facemail Gesichter auf den Bildschirm. Schließlich sagt ein Lächeln oder ein Blinzeln oft mehr als viele Worte. Die Gesten und Bewegungen der Kunstgesichter, die den Text vorlesen, machen auch einen halbwegs realistischen Eindruck. E-Mail wird Face-Mail Facemail benutzt zur Umwandlung geschriebener Wörter ein Text-zu-Sprache-Programm von IBM, das zusammen mit Facemail installiert wird. Um eine solche Mail auch richtig umsetzen zu können, braucht natürlich der Empfänger ebenfalls Facemail. Das Schreiben der E-Mail ist auch nicht aufwendiger als jetzt. Man muss lediglich ein paar Emoticons, zum Beispiel :) für ein Lächeln, einfügen, und schon reagiert das Gesicht entsprechend. In Zukunft soll es dann so sein, dass das Bild des Absenders die E-Mail vorliest. LifeFX vereinbarte in dieser Hinsicht eine Zusammenarbeit mit Kodak. Und noch etwas weiter in der Zukunft soll dann die E-Mail von der dazugehörigen Stimme vorgelesen werden. Computer bald überflüssig? Aber wenn man sich die E-Mail vorlesen lassen kann, wozu braucht man dann noch den Computer? Moderne Spracherkennungssysteme gehen daher noch einen Schritt weiter und machen den eigenen Computer (fast) überflüssig. Dresdner Forscher haben jetzt ein System entwickelt, mit dem man sich seine E-Mails am Telefon vorlesen lassen kann. Präsentiert werden soll dieses Sprachsyntheseprogramm namens DRESS jetzt auf der Computermesse Cebit in Hannover (16/B23). (Von Klaus Gürtler/AP)