Wien - Der Aids-Erreger HIV könnte in Österreich wieder auf dem Vormarsch sein. "Während die Anzahl der Aids-Fälle Dank der therapeutischen Möglichkeiten nach wie vor rückläufig war, hatten wir einen deutlichen Anstieg der HIV-Neuinfektionen zu verzeichnen", stellten jetzt die Fachleute vom Institut für Virologie der Universität Wien in ihrer Jahresbilanz 2000 fest. Demnach wurden in Österreich insgesamt 428 bestätigte Neuinfektionen mit HIV registriert. 1999 waren es beispielsweise 339 gewesen. In Österreich sind rund 80 Personen von 100.000 Einwohnern HIV-positiv. "Es ist schwer zu sagen, wodurch es zu dieser Entwicklung kam. Aber offenbar gibt es eine ähnliche Tendenz auch in den USA und in Australien. "Möglicherweise liegt die Ursache dieser Entwicklung daran, dass sich das "Image" der HIV-Infektion in den letzten Jahren geändert hat." Durch die moderne Kombinationstherapie werde eine HIV-Infektion nicht mehr derart "tödlich" eingeschätzt wie ehemals. Das könnte mit ein Grund für ein eventuelles Nachlassen des Bewusstseins über die Gefahr sein. Insgesamt war in den vergangenen Jahren jeweilige Zahl der in Österreich offiziell registrierten Neuinfektionen auf Grund bestätigter Tests auf HIV weitgehend stabil gewesen. Während 1985 beispielsweise 820 HIV-positive Befunde ausgestellt werden mussten, waren es 1986 exakt 753 und 1987 schließlich 693 gewesen. Da es sich bei diesen Zahlen wahrscheinlich um die Ersterfassung der in den Jahren zuvor erfolgten Infektionen gehandelt haben dürfte, sind sie nicht wirklich aussagekräftig. Neuinfektionen In den Jahren 1988 bis 1996 pendelte die jährliche Zahl der bestätigten HIV-Infektionen dann bei Zahlen zwischen 377 (1996) und 561 (1993). Dann sanken die Werte: 1997 waren es 297 Neuinfektionen, 1998 dann 313, 1999 schließlich 339. Im Jahr 2000 erreichte die Zahl dann 428. Aus einer anonymen Fragebogen-Aktion des Instituts für Virologie mit im vergangenen Jahr 76 Einsendern geht hervor, dass rund 62 Prozent der Betroffenen Männer und 38 Prozent Frauen sind. In Österreich sind laut dem Gesundheitsministerium bis zum Stichtag 28. Februar dieses Jahres 2.062 Personen an Aids erkrankt, 1.256 dieser Patienten sind gestorben. Im Jahr 2000 erreichte die Zahl der Aids-Neuerkrankungen mit 61 und der Todesfälle mit 13 einen neuen Tiefststand. Im Jahr zuvor waren es 91 Erkrankungen und 15 Todesfälle gewesen. (APA)