Knapp eine Woche nach dem Richterspruch im Rechtsstreit um kostenlose Musik aus dem Internet werfen sich die Online-Tauschbörse Napster und die US-Musikindustrie gegenseitig Missachtung des Urteils vor. Die Liste mit Musiktiteln, die aus dem Napster-Angebot entfernt werden sollen, entspreche in weiten Teilen nicht den Anforderungen des Gerichts, sagte Napster-Chef Hank Barry am Montag (US-Ortszeit) in einer Telefonkonferenz. So bestehe die Liste von Sony Music zur Hälfte aus Künstlern und Titeln, aber nicht aus Dateinamen. Die Musikindustrie warf Napster dagegen vor, sich dem Urteil nicht beugen zu wollen.Will sich Napster nicht beugen? "Wir haben Anlass zu glauben, dass Napster sich nicht der richterlichen Anordnung beugen wird", sagte ein Sprecher der Reocrding Industry Association of America (RIAA). Napster muss der einstweiligen Verfügung zufolge bis Mittwoch 135.000 urheberrechtlich geschützte Songs vom Tausch über die Napster -Website ausschließen, um einer Schließung zu entgehen. Die Musikindustrie wirft Napster Musikpiraterie vor und hatte das Start-Up-Unternehmen aus dem kalifornischen Redwood City verklagt. Die vor knapp zwei Jahren von dem US-Teenager Shawn Fanning entwickelte Tauschbörse hat inzwischen mehr als 60 Millionen registrierte Nutzer. Sie können über Napster Musikstücke suchen und als komprimierte Dateien kostenlos herunterladen. Von Elvis bis zu Eminem Napster-Chef Barry sagte weiter, bisher seien 115.000 Dateinamen durchsucht worden. Das entspreche rund 26.000 Songs, deren Titel oder Interpreten mit diesen Dateinamen in Verbindung gebracht werden. Dabei reiche das Spektrum vom Rock'n-Roll-Idol Elvis Presley bis hin zum Rap-Star Eminem. Napster filtere die Dateien so schnell wie möglich, aber das Blockieren von Liedern sei unmöglich, wenn die Dateinamen nicht richtig angegeben wurden. 2 Millionen Namen auf der Liste Bei Sony Music war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. In Branchenkreisen wurde der Vorwurf von Napster dagegen als haltlos bezeichnet. Die RIAA habe Napster eine Liste mit mehr als zwei Millionen Dateinamen übermittelt, weitere sollten bald folgen. Napster-Nutzer können die Filter leicht umgehen, indem die Namen von Titeln oder Interpreten leicht verändert werden. Es reichen eine andere Schreibweise oder das Einfügen von Zahlen, um die Filter auszuschalten. Napster-Chef Barry sagte, sein Unternehmen arbeite daran, auch diese Versionen zu blockieren. (Reuters)