New York - Der Technologiekonzern Siemens wird die bisherigen Gewinn- und Umsatzprognosen offenbar nur dann erreichen, wenn er seine Computerchip-Tochter Infineon in die Rechnung nicht mit einbezieht. Siemens halte zwar an der Erwartung fest, im Geschäftsjahr 2000/01 (zum 30. September) einen prozentual zweistelligen Umsatzzuwachs und dem gegenüber noch stärker steigenden Jahresüberschuss zu erreichen. Dies beziehe sich aber nur noch auf den Konzern ohne seine 70-prozentige Tochter Infineon, teilte Siemens am Dienstag in New York mit. Noch im Dezember hatte Siemens erklärt, die Prognosen gälten mit und ohne Infineon, das als Mehrheitsbeteiligung bei Siemens konsolidiert wird. Der Kurs der Siemens-Aktie gab nach der Erklärung am Dienstag um 4,8 Prozent auf 114,20 Euro (1.571,4 S) nach. Infineon fielen um 1,5 Prozent auf 36,20 Euro. Siemens unterstrich, das Umfeld für die einzelnen Branchen, in denen die Konzernbereiche tätig seien, sei in letzter Zeit differenzierter geworden. So verzeichneten Mobiltelefone eine schwächere Nachfrage, während sich der Bereich Energieerzeugung (KWU) in einer boomenden Branche bewege, hieß es. Die Aussichten für die Halbleiterindustrie hätten sich zuletzt ebenso "deutlich verändert", was sich in jüngsten Einschätzungen von Analysten widerspiegele. Infineon hält sich bedeckt Infineon selbst wollte auch am Dienstag keine Aussage zur weiteren Geschäftsentwicklung treffen. Eine Sprecherin des Münchener Halbleiterunternehmens sagte, angesichts der starken Schwankungen auf dem Markt für Speicherchips halte Infineon an der Praxis fest, keine genauen Prognosen mehr abzugeben. Der Lagerabbau auf diesem Markt führe derzeit zu Überkapazitäten. Infineon rechne aber mit einer Erholung im zweiten Halbjahr. Während sich auch der Markt für Mobilfunk-Chips schwach zeige, sei das Geschäft in den übrigen drei Unternehmensbereichen, der drahtgebundenen Kommunikation, der Automobilelektronik und der Produktion von Chipkarten-ICs "solide". Siemens will sich von der Infineon-Beteiligung nach früheren Angaben nach und nach marktschonend trennen. (APA/Reuters)