Wien - Die Mobilmachung ist angelaufen, der Schlachtplan steht: Am kommenden Dienstag werden Post- und Telekom-Gewerkschaft eine Menschenkette rund um den Firmensitz der Jet2Web-Telekom-Austria (TA) bilden, aber ohne Kerzerln. Um gegen die "menschenverachtenden Zustände" beim Abbau der 5000 Telekom-Mitarbeiter aufzuzeigen, wie es im internen Informationspapier des Gewerkschaftsbundes (ÖGB) heißt. Die Schwierigkeit dabei: Es sollen sich möglichst viele Post- und Fernmeldebedienstete am Wiener Schwarzenbergplatz versammeln, um den Druck auf das seinerseits unter Druck gekommene TA- Management zu verstärken. Der laufende Betrieb beider Konzerne soll darunter möglichst nicht leiden - man will das Management nicht reizen. Wer mitmachen will - eingeladen sind alle 18.000 Mitarbeiter der TA-Gruppe, 32.000 Post-Bedienstete und die 3500 Köpfe des Postbusses -, muss seine Freizeit dafür opfern. "Demonstrationen in der Arbeitszeit wird’s sicher nicht spielen", sagte ein Telekom-Gewerkschafter zum Standard. Einer der vier Telekom-Vorstände habe ohnehin schon gedroht, tausend Leute mehr zu kündigen, "wenn die Belegschaft Manderln macht", heißt es hinter vorgehaltener Hand. Details aus dem Schlachtplan Details aus dem Schlachtplan: Nichtwiener werden in der Früh mit zwölf bis 15 Postbussen herbeigekarrt, die Kosten dafür trägt der ÖGB. Für das leibliche Wohl ist gesorgt, jeder Teilnehmer bekommt eine Jause: Knacker, Semmerl und ein Getränk - leider nur "Tschapperlwasser", Alkoholkonsum ist nämlich strikt verboten. Wie übrigens auch jedes Gespräch mit der zu erwartenden Journalistenschar. Für diese geben die Gewerkschaftsbosse nach der Demo eine Pressekonferenz. Die gelben Postler werfen sich für die Telekom in die Bresche, weil sie fürchten, in wenigen Monaten selber zur "Schlachtbank" geführt zu werden. Wie berichtet, wackeln auch in der gelben Post 6000 Jobs. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe 14.3.2001)