Innsbruck - Das Bett war in Brigitte Fassbaenders Inszenierung ebenso gestrichen wie der kleine Mohr; aber Oktavian und die Marschallin durften zwischen dicken Polstern am Boden ausgiebig schmusen. Dazu breitete ihnen Georg Schmöhe mit dem funkelnden Innsbrucker Symphonieorchester einen aus Ekstase und Zärtlichkeit gewobenen Klangteppich aus, der in seiner Transparenz und Nuanciertheit, aber auch im prächtig aufblühenden Forte die edlen Stimmen wie auf Wolken durch den Abend trug. Wie der Maestro dem Komponisten, so diente die Regisseurin Hofmannsthals Komödie mit psychologisch subtiler Dialogführung, wobei sie im Bemühen, dabei von ihren eigenen Rollenerfahrungen aus glanzvoller Zeit abzuweichen und alles Klischeehafte zu vermeiden, gelegentlich recht eigenwillig vorging. So präsentiert sie im 3. Akt eine gealterte, unelegante Marschallin und übersteigert zudem die übliche Verwirrung durch Klamaukszenen des ganzen Chors, wobei ein umtriebiger Valzacchi bis zuletzt das Regiment führt. Diese Drastik des Schlussakts ist schon durch das hässliche Bühnenbild Dietrich von Grebmers vorgezeichnet, die kaum geeignet ist, die Zeitlosigkeit des Werkes zu unterstreichen. Dagegen hat man im 1. und 2. Akt recht plausible Bühnenlösungen gefunden. Fassbaenders größtes Verdienst ist die Sängerqualität. Susanna von der Burg ist eine Marschallin mit leuchtender Stimme, berührend in ihrer Melancholie. Leidenschaftlich bestürmt sie ihr Oktavian (Anke Vondung, ein exzeptioneller Mezzo), Anja Scholz als Sophie gewinnt im Laufe des Abends an Innigkeit. Jens Larsen ist ein temperamentvoller Ochs und ein junger Nobelbass, Joachim Seipps ein wackerer Faninal, Irmgard Vilsmaiers eine stimmgewaltige Leitmetzerin. Felipe Rojas als Luxustenor, Dale Albright und Christina Kubelka als bizarres Intrigantenpaar und das zahlreiche übrige "Bagagi" geben dem Abend reichlich Farbe und Munterkeit. (Jutta Höpfel - DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14. 3. 2001)