New York - Die Nervosität an den Technologiebörsen in aller Welt hat am Dienstag einen weiteren Schub bekommen: Der deutsche Elektronikriese Siemens wird seine bisherigen Gewinn- und Umsatzprognosen offenbar nur dann erreichen, wenn er die Chiptochter Infineon nicht mit einrechnet. Siemens halte zwar fest am zweistelligen Umsatz- und dem noch stärkeren Gewinnwachstum im laufenden Geschäftsjahr (30. September), dies beziehe sich aber nur noch auf den Konzern ohne seine 70-prozentige Tochter Infineon, teilte der seit Montag an der Wall Street notierte deutsche Elektronikriese am Dienstag mit. Noch im Dezember hatte Siemens erklärt, die Prognosen würden mit und ohne Infineon gelten, das als Mehrheitsbeteiligung bei Siemens konsolidiert wird.

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Der Kurs der Siemens-Aktie gab daraufhin um 4,8 Prozent auf 114,20 Euro (1.571,4 S) nach. Infineon fielen um 1,5 Prozent auf 36,20 Euro, drehten bis gegen 16 Uhr aber wieder leicht ins Plus. Zwischen den einzelnen Konzernbereichen gebe es erhebliche Unterschiede: So seien Mobiltelefone derzeit schwächer gefragt, während sich die Energieerzeugung (KWU) in einer boomenden Branche bewege, hieß es. Eine Infineon-Sprecherin sagte, man gebe wegen der starken Schwankungen auf dem Markt für Speicherchips keine genauen Prognosen mehr ab. Der Lagerabbau führe derzeit zu Überkapazitäten, man rechne aber mit einer Erholung im zweiten Halbjahr. Schwach sei nur der Mobilfunkmarkt, drahtgebundene Kommunikation, Automobilelektronik und Chipkarten-ICs hingegen "solide". Auslöser für die Turbulenzen bei den Technoaktien war Ericsson. Der schwedische Telekomausrüster hatte seine Umsatz- und Gewinnerwartungen für das laufende Quartal mit Verweis auf den schwachen Handy-Markt deutlich gesenkt und geht nun von einem Verlust vor Steuern von bis zu 562 Mio. Euro (7,7 Mrd. S) anstatt eines ausgeglichenen Ergebnisses aus. Die Umsatzprognose hatte Ericsson mit sinkender Nachfrage in den USA und Westeuropa begründet. Auf Sanierungskurs befindet sich auch Motorola. Der US-Riese hat seine bereits reduzierten Erwartungen für das erste Quartal vor wenigen Wochen neuerlich zurückgenommen. Man werde die prognostizierten 8,8 Mrd. Dollar Umsatz, die nach dem enttäuschenden vierten Quartal veröffentlicht worden waren, nicht erreichen. Zuvor wurden bereits 4000 Mitarbeiter in der Chipproduktion entlassen. (Reuters)