Selbst abgebrühte Börsenprofis bekommen weiche Knie, wenn einige der größten Börsen der Welt in einem Jahr 60 Prozent ihres Wertes verlieren. Der Absturz der Nasdaq und anderer Technologiebörsen wie der Neue Markt erweist sich zunehmend als Jahrhundertereignis der Börsengeschichte. Man sollte dabei nicht vergessen, dass dieselben Märkte vor dem März 2000 genauso rasch hinaufgeschnellt sind. Wer früh genug eingestiegen ist, steht immer noch ganz gut da. Doch die Zahl der Anleger, deren Aktienportfolios ein Plus schmückt, schrumpft von Tag zu Tag. Drei Faktoren sind dafür verantwortlich. Zunächst haben die Märkte im vergangenen Jahr die klassischen Symptome einer spekulativen Blase erlitten. Nicht der derzeitige Abverkauf, sondern die Kurssprünge des Börsen-Vormärz waren irrational. Dazu kommt die anhaltende Unsicherheit über die weitere Entwicklung der US-Konjunktur. Selbst ein klares Signal in Richtung Rezession wäre den Börsen lieber als der jetzige Schwebezustand; dann würden zumindest die Zinsen fallen. Der tiefer liegende Grund für den Kursverfall aber ist die wachsende Skepsis gegenüber der gesamten New Economy. Immer mehr Experten kommen zum Schluss, dass Internet und Handy zwar praktische neue Kommunikationsmittel sind, die Welt der Wirtschaft aber viel weniger verändern werden als noch vor kurzem prophezeit. Onlinehandel und E-Commerce sind ein Flop, Internetfirmen finden keinen Weg, um aus Mausklicks das große Geld zu machen, und die UMTS-Handys drohen zum teuren, sinnlosen Spielzeug zu werden. Vielleicht werden die Gurus der New Economy noch recht behalten. Ihre euphorischen Prognosen, die den Boom der Technologieaktien ausgelöst haben, waren jedenfalls verfrüht. (DER STANDARD, Printausgabe 14.3.2001)