Wien - Spezifische biologische "Waffen" gegen Krebstumoren und Leukämien statt ziemlich ungenau wirkender und somit auch mit erheblichen Nebenwirkungen behafteter Chemotherapien mit Zytostatika: In den kommenden Tagen tagen in Wien beim Symposium "Moderne Zelltherapie und Diagnostik" rund 250 Fachleute auf diesem Gebiet. "Wir müssen einfach in Richtung solcher Behandlungsformen gehen. Das ist die Zukunft", erklärte der Organisator des Symposiums (15. Bis 18. März), Univ.-Doz. Dr. Gerhard Fritsch vom Forschungsinstitut für krebskranke Kinder am St. Anna-Kinderspita. Ohne Zweifel hat die Entwicklung der modernen Zytostatika in den vergangenen Jahrzehnten die Heilungschancen vieler Krebspatienten deutlich erhöht. Ganz besonders wirkte sich das bei Kindern mit Leukämie aus. Doch das Ideal der Wissenschafter sieht anders aus. Fritsch: "Stellen Sie sich vor, auf einer Torte sitzt eine Fliege. Sie wollen sie töten. Als Werkzeug dazu haben sie einen schweren Hammer. Sie töten die Fliege - und zerstören die Torte." Drastisch formuliert ginge so die Zytostatika-Therapie vor. Deshalb soll laut den Vorstellungen der Forscher die Zukunft der "biologischen Krebstherapie" mit körpereigenen oder Spenderzellen bzw. Proteinen gehören. Spezialisten praktisch aller dieser Spezialgebiete werden bei dem Symposium in Wien sein. Fritsch: "Zum Beispiel haben deutsche Wissenschafter so genannte NK-Zellen (Natural Killer Cells, Anm.) gezüchtet, die gegen Tumoren eingesetzt werden sollen." Besonders aktuell ist derzeit auch die Stammzell-Technologie. Der Wissenschafter: "Bei unseren Kindern mit Leukämie war die Situation bis vor vier Jahren so: Ein Drittel jener, die eine Knochenmarktransplantation benötigten, hatten einen Spender aus der Familie. Für ein weiteres Drittel wurde weltweit ein nicht verwandter Spender gefunden. Das dritte Drittel starb. Doch jetzt können wir Stammzellen von Spendern gewinnen, die immunologisch beim Empfänger keinen Schaden anrichten und aus denen dann tolerante weiße Blutkörperchen hervorgehen." Ob "Krebsimpfstoffe", Zellen oder Antikörper-Produkte zur Bekämpfung von bösartigen Erkrankungen, diese Behandlungsformen sollen jedenfalls zielgenauer und Nebenwirkungs-ärmer sein. Mittlerweile gibt es auch bereits Strategien, wie bei der Verwendung von Spendermaterial die gefürchtete Graft-versus-Host-Reaktion (GVH) vermieden werden kann. Darunter versteht man, dass beispielsweise nach Knochenmarktransplantationen mit übertragene Lymphozyten "rabiat" gegen den Spender zu kämpfen beginnen. Fritsch: "Hier gibt es Techniken, um die gefährlichen Zellen zu inaktivieren. Das geschieht beispielsweise mit der so genannten Photopherese." In einem Zellseparator werden die aggressiven Lymphozyten aus dem Blut des Empfängers gesammelt, mit einem UV-Lichtverstärker versehen und mit UV-Licht bestrahlt. Das inaktiviert sie." (APA)