Netzpolitik
Napster kämpft gegen die Zeit - Allianz mit Filterprofi
Partnerschaft soll helfen, urheberrechtlich geschützte Musikstücke aus dem Programm zu nehmen
Die Musiktauschbörse Napster
hat angesichts der möglichen Schließung eine Allianz mit einem
Experten für Datenfilter geschlossen um ihr Überleben zu sichern. Napster werde ab sofort mit dem Filterprofi Gracenote (Berkeley)
zusammenarbeiten, berichteten beide Unternehmen am Mittwoch. Diese Partnerschaft werde Napster helfen, urheberrechtlich geschützte
Musikstücke aus dem Programm zu nehmen.
"Die Filter arbeiten nicht"
Nach Ansicht von Experten war die bisherige Technologie der Musiktauschbörse für das Herausfiltern geschützter Titel nicht leistungsfähig
genug. "Die Filter arbeiten nicht", hatte ein US-Analyst zu den bisherigen Napster-Anstrengungen gesagt. Sollte es Napster trotz allem nicht
gelingen, am Mittwoch wie verordnet die geschützten Songtitel zu sperren, droht der Tauschbörse schlimmstenfalls die Schließung.
Gracenotes CDDB-Musikerkennungs-System hilft nach eigenen Angaben geschützte Dateien zu finden, deren Namen von den Usern
geändert wurden. Experten hatten immer wieder darauf hingewiesen, dass beispielsweise der Elvis-Titel "Love me tender" leicht aus dem
Programm zu nehmen sei. Wenn er jedoch in "Luve me tender" geändert wird, finden in zwar die Nutzer, die bisherige
Napster-Filtersoftware jedoch nicht.
"Luve me tender"
Gracenote erkennt per CDDB-Datenbank anhand des Musikinhaltes einer Datei, um welchen Titel es sich handelt und nicht anhand des
Namens. So lasse sich auch "Luve me tender" problemlos als der Elvis- Titel identifizieren und einfach herausfiltern. In der
CDDB-Datenbank sind laut Gracenote 250 000 Interpreten gespeichert, sowie 140 000 Versionen der vom Originalnamen abweichenden
Datensätze. Zudem fasst die Datenbank neun Millionen Paarungen von Interpreten und Songnamen.
Seit Monaten habe man diese Zusammenarbeit gesucht, betonte Napster-Chef Hank Barry. Napster habe "keinen Stein unumgedreht
gelassen", um der richterlichen Verfügung zu entsprechen. Eine amerikanische Bundesrichterin hatte in San Francisco in einer einstweiligen
Verfügung angeordnet, dass Napster alle urheberrechtlich geschützten Titel aus dem Angebot nehmen muss.
Durchhalten
Napster muss nach den juristischen Auseinandersetzungen bis zum Sommer durchhalten. Bis dahin soll das neue Geschäftsmodell stehen.
Die Bertelsmann eCommerce Group will in der Allianz mit Napster die Tantiemenempfänger der urheberrechtlich geschützen Werke
auszahlen. Die nötigen Einnahmen will das Unternehmen über Mitgliedsbeiträge der Napster-Nutzer eintreiben.
Auch andere Medienriesen wie AOL Time Warner und der französische Mischkonzern Vivendi können sich inzwischen eine Kooperation
mit der Tauschbörse vorstellen, sobald Napster den kostenpflichtigen Abonnenten-Service eingerichtet hat.
Die Musikindustrie hatte Napster am Freitag eine Liste mit 135 000 Songs zur Sperrung vorgelegt. Ein Drittel der Songs könnte noch etwas
länger im Netz bleiben. Die Sony Music Group habe es versäumt, 46 000 Songs korrekt anzugeben, berichtete der Internet-Dienst
"
CNET
". (APA/dpa)