Graz - Der Beobachtung von Wild, respektive Hirschen, hat sich die steirische Weltraumforschung verschrieben. Am Mittwoch wurde in Graz das jüngste Projekt des Institutes für Digitale Bildverarbeitung der steirischen Joanneum Research Forschungsgesellschaft präsentiert, das mit Hilfe von Methoden der Fernerkundung die Wanderbewegungen des Wildes besser erfassen möchte. Eingebunden ist das Projekt in das europäische Programm GALILEO (Global Navigation Sattelite System) der Europäischen Kommission. Im Rahmen der Weltraumforschung erfährt die Satellitennavigation derzeit einen ernormen Entwicklungsschub: Während man sich andernorts über Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der Luft- und Raumfahrt, der Schifffahrt und dem Autoverkehr Gedanken macht, schlägt die Steiermark einen anderen - originelleren - Weg ein: Die Beobachtung von Wildtieren. Konkret sollen mit Hilfe von Positionierungssystemen, die den Tieren umgehängt werden, die exakten Standortdaten der Individuen ausgekundschaftet und in der Zusammenschau des zeitlichen Verlaufes, die Wanderbewegungen der Tiere nachvollzogen werden. Beobachtung vereinfacht "Mit den Ergebnissen soll die Lebensraumbewertung und -kartierung enorm vereinfacht werden", so Projektleiter Mathias Schardt. Durch die Verknüpfung der Daten des GPS-Systems, die Aussagen über räumliche Bewegungen und die Verweildauer der Tiere zulassen, mit der auf Satellitenaufnahmen basierenden elektronischen Vegetationskartierung oder Höhenschichtmodellen, will man neue Aussagen über die Lebensraumansprüche des Wildes treffen. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen dabei von der zoologischen Forschung über die Ortung in Nationalparks bis hin zur Entwicklung von Programmen für effizientere Wildschadensprävention und Verkehrssicherung entlang von Wildwechselstrecken, erläuterte Schardt. Erste Erfahrungen mit der telemetrischen Vorortung will man an Hirschen im Gehege sammeln. Hier will man auch erproben, wie und wo man das Navigationssystem an den Tieren befestigt. Erste Aussagen über das Verhalten der Tiere will man in zwei Jahren treffen können. An dem Projekt des Joanneum Research beteiligen sich das Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und die Abteilung für Mathematische Geodäsie und Geoinformatik an der Grazer Technischen Universität sowie ein Grazer Planungsbüro für Wildökologie.(APA)