Wien - Auch in der "Single-Gesellschaft" ist die Familie nicht tot. Im Gegenteil: Durch die steigende Lebenserwartung kommen wesentlich mehr Kids als früher in den Genuss von Großeltern. Das ist das Ergebnis einer Studie des deutschen Wissenschafters Wolfgang Lauterbach, bei der die Familienerfahrungen jeweils zehnjähriger Kinder aus den fünfziger, siebziger und neunziger Jahren in Deutschland untersucht wurden. Die Strukturen der Familien befinden sich dem laut Forscher jedoch im Wandel. Lauterbach zufolge sind zwei Entwicklungen dafür verantwortlich: Einerseits ist es die zunehmende Vielfalt der Lebensformen als Alternativen zur klassischen "bürgerlichen Familie". Andererseits wirkt sich die demografische Entwicklung aus: Immer mehr Menschen werden immer älter. Keine Vereinzelung Während die veränderten Lebensformen vorwiegend Erwachsene und kinderlose Paare betreffen, schlägt sich die Bevölkerungsentwicklung auf die Lebenszusammenhänge von Kindern nieder: Noch nie im Laufe des vergangenen Jahrhunderts gab es so viele ältere Menschen wie heute. Die Beziehungen zu den Großeltern haben dadurch innerhalb der Kindheit an Bedeutung gewonnen, die verlängerte Lebenszeit bringt Kindern mehr Familie als früher. Die Studie zeigt, dass nach 1960 mehr als die Hälfte der bis zu zehnjährigen Kinder einen Großvater oder eine Großmutter haben. Dass für die Kleinen der Opa oder die Oma zur Familie gehören, ist somit ein relativ junges gesellschaftliches Phänomen. Am seltensten werden die Großväter väterlicherseits miterlebt, am häufigsten die Mütter mütterlicherseits. Durch das neue Generationengefüge wachsen Sprößlinge seit den sechziger Jahren auch zunehmend gemeinsam mit Geschwistern auf. Demnach haben 85 bis 90 Prozent eines Geburtsjahrganges mindestens einen Bruder oder eine Schwester. Nur ungefähr jedes Zehnte wächst als Einzelkind auf. "Eine zunehmende Vereinzelung von Kindern in Familien findet daher nicht in einem dramatischen Ausmaß statt", resümierte Lauterbach. (APA)