New York - Klinische Tests eines chirurgischen Verfahrens zur Behandlung von Parkinson haben laut der BBC katastrophale Ergebnisse gebracht. Einige der Patienten leiden unter alarmierenden Nebenwirkungen, die von den behandelnden Ärzten nicht rückgängig gemacht werden können. Während die Implantierung unreifer Zellen abgetriebener Föten einigen Patienten geholfen haben dürfte, brachte sie Teilnehmern über 60 Jahren keine Vorteile. In 15 Prozent der Fälle sind die derzeitigen Symptome schlimmer als vor der Behandlung. Im ersten Jahr nach der Behandlung schienen die Patienten gute Fortschritte zu machen. In der Folge begannen viele Patienten an besorgniserregenden Nebenwirkungen wie Kopfzucken oder unkontrollierten Armbewegungen zu leiden. Die Zellen der Föten waren erfolgreich in die Gehirne der Patienten implantiert worden. Dort vermehrten sie sich jedoch weiter, was in der Folge zu einer Dopamin-Überproduktion führte. Zu niedrige Dopamin-Werte sind bei Parkinson-Patienten für Probleme bei der Koordination von Bewegungen verantwortlich. Extrem hohe Werte können jedoch ebenfalls unkontrollierbare Bewegungsabläufe verursachen. Der Neurologe Paul Greene von der Columbia University erklärte, dass fünf Patienten jetzt nicht mehr in der Lage seien, ihre Bewegungen zu kontrollieren. "Sie kauen permanent und bewegen ihre Finger und Handgelenke dauernd. Wir können nichts dagegen tun." Gerald Fischbach, Direktor des finanzierenden National Institute of Neurological Disorders and Stroke , bestehe jedoch auf einer Weiterführung der klinischen Tests. "Klinische Forschung in diesem Bereich ist schwierig und gefährlich. Ich glaube nicht, dass wir es uns leisten können, aufgrund dieser unerwarteten Nebenwirkungen aufzuhören." Kritik aus Wien Werner Poewe, Neurologe an der Uni Innsbruck und Präsident der österreichischen Parkinson-Gesellschaft, bezweifelt den therapeutischen Ansatz seiner amerikanische Kollegen: "In Forscherkreisen wird seit rund eineinhalb Jahren über diese Studie diskutiert. Es handelt sich dabei um eine so genannte Doppel-Blind-Studie - eine Methode, wie sie normalerweise bei Medikamententests angewandt wird: Nur einem Teil der Patienten, denen zur Durchführung der Operation vier Löcher in den Schädel gebohrt wurden, wurden die Zellen tatsächlich transplantiert. Außerdem wurde das embryonale Gewebe nicht sofort nach dessen Entnahme aus dem Embryo verpflanzt, sondern einige Wochen konserviert - die Zahl der überlebenden Zellen sinkt in dieser Zeit natürlich dramatisch." Bei einem ähnlichen Experiment in Schweden, wo 14 Testpersonen Transplantationen bekamen, seien bis heute keine Probleme aufgetreten, sagt Poewe. Die Sorge der Wissenschafter sei aber, dass eine Studie, "deren Ansatz nicht funktionieren kann", Einfluss auf die Forschung gewinnen könnte. Die künftige Transplantation von Stammzellen zur Heilung von Parkinson sieht Poewe aber nicht gefährdet, denn "embryonale Dopaminzellen werden immer ein Minderheitenprogramm bleiben": Zur Behandlung von einem Patienten benötige man sechs bis acht Föten. (pte/Stanzl/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 3. 2001) )