Wien - Der Aufsichtsrat des österreichischen Energiekonzerns OMV musste am Donnerstag den geplanten Beschluss über die Ausgliederung des Gasgeschäfts verschieben. Grund dafür war ein "Sturm" von Belegschaftsvertretern in den Tagungssaal, worauf die Sitzung unterbrochen und nicht wieder aufgenommen wurde, berichteten Aufsichtsratschef Oskar Grünwald und Vorstandsvorsitzender Richard Schenz. Die Belegschaft wendet sich gegen die Ausgliederung des Gasbereiches, weil sie in ihr den "Beginn der Zerschlagung" der OMV sieht, wie Zentralbetriebsratschef Leopold Abraham sagte. Insgesamt will die OMV mittelfristig rund 1200 der insgesamt 5757 Mitarbeiter in eigene Gesellschaften ausgliedern. Schenz kritisierte die "zu einfache und falsche" Formel Abrahams, derzufolge die 1200 Mitarbeiter auch durch Umschichtungen vom hohen Erdöl-Kollektivvertrag in niedrigere Industrieverträge Einkommenseinbußen von bis zu 30 Prozent zu gewärtigen hätten. "Bei den 204 Mitarbeitern, die von der Gasausgliederung betroffen sind, kommt es zu keinen Gehaltseinbußen, die Gehälter und Verträge werden übernommen", sagte Schenz. In anderen Bereichen jedoch wie etwa dem administrativen Bereich oder der Gruppe "Instandhaltung" wäre ein Wechsel vom Erdöl-Kollektivvertrag richtig. Schenz: "Der teure Erdöl-Vertrag, der 30 bis 40 Prozent höhere Löhne als in anderen Branchen vorsieht, wurde für diese Tätigkeiten nicht gemacht." Nicht nach Indien Die OMV wolle sich hier beispielsweise bei Bürotätigkeiten etwa bei den Kosten orientieren, die auch beim Zukauf dieser Dienstleistungen entstehen würden. "Wir machen nur das, was andere bereits durchgezogen haben. Einige namhafte Unternehmen lassen ihre Buchhaltung bereits in Indien ( Anm.: etwa die Austrian Airlines ) machen, soweit gehen wir ja gar nicht", meinte der Generaldirektor. Aber selbst für die etwa 500 Mitarbeiter, die finanzielle Einbußen in Kauf nehmen müssten, sei vorgesorgt: Insgesamt hat die OMV 1,1 Milliarden Schilling an "Sonderabfertigungen" dafür bereitgestellt. Nun soll es in den nächsten Tagen zu einem Gipfelgespräch zwischen den Betriebsräten und der Geschäftsleitung kommen. Schenz optimistisch: " Bisher haben wir immer eine Lösung gefunden." Von der Ausgliederung des Gasgeschäftes sei aber nicht abzurücken.

Bis zum Treffen der Belegschaftsvertreter mit dem Vorstand soll es dem Vernehmen nach zu keinen weiteren Protestmaßnahmen kommen. Sollten die Verhandlungen scheitern, wäre etwa eine "Benzinknappheit" an den Tankstellen oder eine Blockade der Sprit-Pipeline zum Flughafen Schwechat denkbar, so Mitarbeiter. (mimo, DER STANDARD, Printausgabe 16.3.2001)