Wien- Zwei Drittel der in den Wiener Straßen leer stehenden Geschäfte sind nicht zu haben. Diese Erfahrung machte die Wiener Wirtschaftskammer im Zuge ihrer Initiative, aufgelassene Geschäftslokale mit neuem - betrieblichem - Leben zu füllen. Darüber hinaus aber sei das Konzept "Wiener Einkaufsstraßen" eine echte Erfolgsgeschichte, bilanzierte Wiens Wirtschaftskammerchef Walter Nettig in einer Pressekonferenz am Dienstagabend zufrieden. Das dafür nötige Geld bringen die Unternehmer zum Großteil selbst auf - und die Stadt Wien werde sicher auch künftig ihren Beitrag leisten. Nach den Wahlen werde wohl wieder sachlicher miteinander geredet werden, ist Nettig überzeugt.

Die Initiative zielt vor allem darauf ab, die so genannten Neben- und Streulagen, also Geschäfte abseits der großen Einkaufsmeilen, attraktiv zu halten. Es geht dabei aus Sicht der Wirtschaftskammer nicht zuletzt um die Aufrechterhaltung der Nahversorgung. Seit Beginn der Marketingaktivitäten seien fast 560 Lokale mit etwa 62.000 Quadratmeter wieder "befüllt" worden.

Die Initiative "Wiener Einkaufsstraßen" in Zahlen: Seit Beginn der Aktion im Jahr 1992 wurden mehr als 233 Millionen Schilling (fast 17 Millionen Euro) investiert. Im Vorjahr brachten Kammer und Unternehmer jeweils 45 Millionen Schilling (3,3 Millionen Euro) für die Attraktivierung der Grätzel auf, der Wiener Wirtschaftsförderungsfonds stellte ein Rahmenbudget von 22,5 Millionen Schilling zur Verfügung gestellt.

"Auch Bürgermeister Michael Häupl steht nach wie vor zu den Einkaufsstraßen", sagte Nettig nach einem Gespräch mit dem Stadtoberhaupt, nachdem Finanzstadtrat Sepp Rieder die städtische Mitfinanzierung zuvor infrage gestellt hatte. Nettig rechnete vor: "Insgesamt wurden also durchschnittlich zwischen 80 und 85 Prozent der Investitionsmittel von den Unternehmern direkt und der Kammer bereitgestellt. Wir schütten nicht Gelder nach dem Gießkannenprinzip aus, sondern die Vergabe der Mittel hängt vom Engagement der Unternehmen selbst ab." Die Unternehmer leisteten in dieser Aktion hier Hilfe zur Selbsthilfe. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14. 3. 2001)