Wien- Mittwochnachmittag behinderten Greenpeace-Aktivisten einen aus Mainz kommenden Donaufrachter beim Anlegen im Aschacher Hafen in Oberösterreich und beim Löschen seiner Ladung: Das Schiff hatte knapp 2000 Tonnen Soja an Bord - und der Großteil dieser als Tierfutter bestimmten Eiweißpflanzen war gentechnisch verändert.

"Wir fordern von FP-Gesundheitsminister Herbert Haupt ein sofortiges Importverbot für Gen-Soja", erklärte Umweltschützer Thomas Fertl. Er befürchtet, dass die Einfuhren von genmanipuliertem Soja zunehmen werden - weil Bauern durch das wegen BSE verhängte Tiermehlverbot nun verstärkt auf Soja angewiesen seien.

Die Sojaimporte stammen primär aus den USA, wo auf mehr als der Hälfte der Sojaanbauflächen genmanipulierte Pflanzen gezüchtet werden, und aus Argentinien, wo es rund 80 Prozent sind. Ausgewiesen ist Gen-Soja freilich nicht als solches: Eine von der EU vorgeschlagene und beim letzten Treffen der Welthandelsorganisation WTO von VP-Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer als "Novel-Feed" geforderte Kennzeichnung von Gen-Futter scheiterte bisher an den USA.

Nach dem erlassenen Tiermehlverbot hätten heimische Bauern aber "kaum eine Alternative zum importierten Soja", erklärt Robert Ablinger, Sprecher des Österreichischen Bauernbundes: "Wir können die heimische Produktion nicht so schnell ankurbeln." Nicht, weil die Natur nicht mitspielen würde, sondern wegen "internationaler Verflechtungen".

In Österreich wird derzeit auf rund 130.000 Hektar Tierfutter wie Soja oder Raps angebaut. Weitere 100.000 Hektar fruchtbaren Brachlandes dürfen für den nötigen Futteranbau nicht genutzt werden: "Laut EU-Verträgen darf dort eben nichts angebaut werden", so Ablinger. Auch dürfe die EU laut Abkommen mit den USA überhaupt nur eine "geringe Menge Eiweißpflanzen unter bestimmten Bedingungen" anbauen. Bisher seien jährlich rund 100.000 Tonnen Tiermehl verfüttert worden, das müsse laut Ablinger nun durch pflanzliches Eiweiß, von dem wesentlich mehr notwendig ist, ersetzt werden. Geschätzte 550.000 Tonnen Soja müssten allein heuer importiert werden.

Der Bauernbundsprecher ist aber zuversichtlich: Derzeit liefen Diskussionen in Brüssel, um mehr Anbaumöglichkeiten zu bekommen. Und auch in den USA sehe es danach aus, dass aufgrund angedrohter Klagen und massiven Drucks der EU bald eine Kennzeichnung komme. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14. 3. 2001)