Zwischen dem bestehenden ORF-Programmauftrag und den Plänen von Gerd Bacher für einen neuen, "liegt ein haushoher Unterschied". Im Gespräch mit Harald Fidler verrät der längstdienende ORF-General erste Details. Die Politikerklausel "ist natürlich nur ein erster Schritt", sagt Bacher. Sie soll verbieten, dass im Stiftungsrat der künftigen ORF-Stiftung Politiker, Politikersekretäre oder Parteiangestellte wie derzeit im ORF-Kuratorium sitzen. "Das ist nur ein Schritt, aber ein wesentlicher. Ich weiß, wovon ich rede." Denn: "Würden ein Peter Westenthaler oder ein Josef Cap je in ein Kuratorium gehen, nur um dort etwas für den ORF zu machen?" Auch Bacher räumt ein: "Noch wichtiger als alle Gesetze sind die Standhaftigkeit und die Kompetenz der handelnden Personen." Dennoch sei die Klausel mehr als nötig. Derzeit gehe es im Kuratorium - etwa bei der Zustimmung zum Programmschema - vor allem darum, was Generalintendanten für die jeweilige Fraktion zu tun bereit seien. Sonst, sagt Bacher, hätte das Gremium selbst nach gültigem Rundfunkgesetz einem aus seiner Sicht zu kommerziellen Programmschema - wie dem seit Gerhard Zeiler - nicht zustimmen dürfen. Da trifft es sich, dass der Exgeneral im zuständigen "Weisenrat" an der Präzisierung des Programmauftrags werkt: Es werde klar "aufgezählt", was im Programm zu tun und zu lassen ist - etwa dass "im Hauptabend zumindest in einem Kanal Qualitätsprogramm zu senden ist". Teil des Programmauftrags müsse sein, "dass das Programmschema solchen Zwang ausübt". Bacher: "Im Vergleich zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird das ein Quantensprung." Dennoch will er sich auf "Strukturregeln" beschränken und "nicht den Programmmachern jeden Freiraum nehmen". Kanzler Wolfgang Schüssel ließ tags zuvor wissen, die Empfehlungen des Weisenrats seien verbindlich für das neue ORF-Gesetz. Ziemlich klare Empfehlungen hat Bacher auch für die Werbung, bei der er "in der Hitze des Gefechtes einiges durcheinander gekommen" glaubt: Unterbrecherwerbung, die Schüssel merklich beschränkt sehen will, "wird abgeschafft - und zwar ersatzlos". Weniger vorstellen kann sich Bacher hingegen, "dass Product-Placement und Sponsoring zur Gänze abgeschafft werden". Nicht nur, weil "zwischen Schleichwerbung als System und zivilisiertem Product-Placement ein Unterschied besteht". Sondern: "Schafft man sie zur Gänze ab, können die Landesstudios zusperren." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 3. 2001)