Geschlechterpolitik
Sexistisches Plakat soll hängen bleiben
Frauenanblick im Schwimmbad "gefährlicher"
Innsbruck - Innsbrucks Bürgermeister Herwig van Staa und die beiden für die städtische Werbekampagne verantwortlichen Männer empfinden die Plakate nicht als sexistisch, also sollen sie hängen bleiben. Trotz massiver Kritik, unter anderem von zwei Frauen, die dem Stadtsenat angehören, soll "nichts passieren". Die Stadt Innsbruck will weiterhin wie bisher um StudentInnen werben, auf der dringenden Suche nach Einwohnern bei der anstehenden Volkszählung.
Der Leiter des städtischen Referates für Öffentlichkeitsarbeit, Wolfgang Steinbauer, ergänzt gar: "Was Schöneres hätte der Kampagne nicht passieren können als diese Aufregung." Außerdem: "Wie sich Frauen heutzutage in jedem Schwimmbad zeigen, ist gefährlicher." Manfred Rieglhofer, Leiter des Stadtmarketings, versteht "das alles nicht" und versichert: Der Spruch auf dem Plakat - "Stell dir vor, alle fahren oben ohne, und nur du bist unten durch" - "gilt nur dem Auto mit dem Schiebedach, das die StudentInnen gewinnen können", nicht der über die Kühlerhaube gebeugten Frau.
Stadträtin Uschi Schwarzl (Grüne) quittiert diese Aussage des "Marketingmannes" als "gelinde gesagt dümmlich", von Strategien der Werbung, so Schwarzl sollte der Chef des Stadtmarketings "doch etwas verstehen". Schwarzl fordert, die rund 200 sexistischen Plakate mit einem der sieben anderen Motive der Kampagne zu überkleben, selbst wenn dadurch die Kampagne "wohl nicht viel besser wird".
SPÖ-Stadträtin Maria-Luise Pokorny-Reitter will den österreichischen Werberat einschalten. "Es gibt schon genug sexistische und grenzwertige Werbung, die Frauen zu Lustobjekten stempelt."
bs - DERSTANDARD, Print-Ausgabe vom 16.3.2001