Grafik: Standard
Im Herzen Galliens kam er als Römer zur Welt. Als Römer? Ja, denn Albert Aléandro Uderzos Vater, ein italienischer Geigenbauer, entschloss sich erst 1934 zur Annahme der französischen Staatsbürgerschaft. Zu diesem Zeitpunkt aber war Albert, 1927 in Fismes (Marne) geboren, schon sieben Jahre alt. Und bereits Zeichner. Zumindest seine Tischnachbarn in Clichy-sous-Bois sollen seine frühe Kunst dem Lehrstoff vorgezogen haben. Bevor Uderzo seine didaktischen Fähigkeiten allerdings in großem Stil an französischen Schülern und Eltern erproben konnte, kam die Schreinerlehre. Allerdings eher nebenbei. Bereits 1941 veröffentlichte der Autodidakt erste Zeichnungen. Nach dem Krieg arbeitete er ein Jahr als Trickfilm-Zeichner, ab 1947 lieferte er Comics an französische und belgische Zeitungen - mit steigender Produktivität in den Fünfzigerjahren, in denen er immerhin Figuren kreierte wie den legendären Piraten Pitt Pistol oder den Indianer Oumpah-Pah, die die Mitwelt bis heute eher marginalisiert. Sie interessiert sich vornehmlich für zwei Gallier mit Hund und Zaubertrank, die bevorzugt Wildschwein verzehren und die Römer dieser Welt in die Schranken weisen. Vor deren Geburt allerdings stand Uderzos Begegnung mit dem genialen Comic-Texter René Goscinny, dem Schöpfer Lucky Lukes, im Jahr 1952. Gemeinsam gründeten sie 1959 die Jugendzeitschrift Pilote , wo sie im Oktober desselben Jahres erstmals Asterix und Obelix den Kampf mit dem lästigen Imperium Julius Cäsars und seinen spinnenden Römern aufnehmen ließen. In Buchform erschien die Résistance der Schlagfertigen schließlich 1961, noch in der bescheidenen Auflage von 6000 Exemplaren. Vier Jahre später war die Millionenauflage erreicht. Mit mittlerweile über 250 Millionen verkauften Bänden und Übersetzungen in mehr als vierzig Sprachen und Dialekte avancierten der schnurrbärtige Gallier und sein wohlbeleibter Freund zu Symbolfiguren Frankreichs - den Einzigen ihres Geschlechts neben Marianne und Jeanne d'Arc - und kamen, wie jene, ausführlich zu Filmehren. Seit René Goscinnys Tod 1977 zeichnet Uderzo auch für die Texte der Gallier verantwortlich. Zu behaupten, die Geschichten hätten dadurch gewonnen, käme einer Cäsarenlüge gleich. Gekauft werden die mittlerweile sieben neuen Bände dennoch. Für eine Wiederbegegnung mit den gallischen Buddies nimmt das Publikum selbst deren Mütter in Kauf. So startete das jüngste Produkt aus der Feder Uderzos, Asterix und Latraviata , in dem die beiden an die Frau und also vom Wirtshaus an den heimischen Wildschwein-Herd gebracht werden sollen, mit einer Startauflage von 2,5 Millionen allein im deutschen Sprachraum. Dahilftnix! (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 3. 2001)