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Symbolbild

Foto: Reuters/Arnd Wiegmann
Regensburg - Die Federn der Vögel sehen gerupft aus, der Rücken des pelzigen Hörnchens wird immer kahler und die Flügel der Fledermäuse haben Löcher wie Schweizer Käse: Im Naturkundemuseum Ostbayern in Regensburg sind lädierte Tierpräparate an der Tagesordnung, Käfer und Motten fressen die ausgestopften Exponate förmlich auf. Nachdem Museumsleiter Hansjörg Wunderer bereits mehrere 100 seiner Ausstellungsstücke wegwerfen musste, greift er jetzt zu einer radikalen Maßnahme. Ab Freitag wird das Museum für acht Tage geschlossen, damit Kammerjäger den gefräßigen Insekten den Garaus machen können. "Die letzten Exponate, die uns geliefert wurden, waren nach einem halben Jahr reif für den Müll", stöhnt Wunderer. "Ein Storch war perforiert, da konnte man durchschauen." In den vergangenen Monaten hat der Museumschef fieberhaft nach einer Lösung für das Problem gesucht. Wunderer ist sich sicher, dass in wenigen Jahren die gesamte Sammlung mit rund 6.000 Exponaten von der Spitzmaus bis zum Braunbären ruiniert sein wird, falls sich die winzigen Käfer weiterhin ungestört im Museum verbreiten. Schlaraffenland Die Ärgernisse im Regensburger Museum heißen Teppichkäfer und Pelzmotte. Hauptfeind der Exponate ist aber "Anthrenus museorum". Bei dem millimetergroßen Insekt deutet schon der Name darauf hin, wo sich das Tierchen am liebsten aufhält. Dieser Museumskäfer finde in den Haaren, Federn und Geweberesten der Tierpräparate "ein wahres Schlaraffenland", sagt Wunderer. In der freien Natur hätten die Käfer eine sinnvolle Funktion, indem sie die letzten Reste von Kadavern vertilgen. "Wenn sie das im Museum tun, ist es aber fatal." Wunderer hat beobachtet, dass hauptsächlich neue Exponate den kleinen Käfern zum Opfer fallen. Dies liege daran, dass die Präparatoren früher Arsen eingesetzt hätten und seit etwa einem Jahrzehnt auf das weniger giftige Produkt eines Chemiekonzerns umgestiegen seien. Dieser Stoff, mit dem auch Teppiche oder Möbel gegen Textilschädlinge haltbar gemacht werden, hat sich in dem Regensburger Museum allerdings als nicht sehr wirksam erwiesen. "Das schmeckt den Käfern anscheinend hervorragend", meint Wunderer. Hautfetzen auf Kilometer gerochen In der nächsten Woche sollen nun die Mitarbeiter einer Spezialfirma alle Ausstellungsstücke und Vitrinen begasen und so "Anthrenus museorum" und seine Artgenossen ausrotten. 70.000 Mark (35.790 Euro/492.487 S) kostet die Aktion. Etwa die Hälfte davon wird durch Spenden und Sponsorengelder finanziert. Dennoch bringt die Schädlingsbekämpfung den Träger des Museums, den Naturwissenschaftlichen Verein Regensburg, und dessen 360 Mitglieder in Bedrängnis. Denn mit dem Einsatz der Kammerjäger ist es nicht getan. Damit die Museumskäfer und Motten nicht wieder in den ehemaligen Herzogspalais einfliegen, müssen weitere Maßnahmen folgen. Die Vitrinen müssen luftdicht abgeschlossen werden und vor den Fenstern sollen feinste Netze künftige Angriffe der kleinen Tierchen abwehren. "Die Insekten können Hautfetzen auf Kilometer riechen", sagt Wunderer. (dpa)