Peking - Nach dem Explosionsunglück in einer ostchinesischen Schule hat Ministerpräsident Zhu Rongji erkennbar Abstand von der Version eines "Geisteskranken" als Verursacher genommen. "Die Untersuchung wird fortgesetzt, bis wir ein wirklich vollständiges Bild haben", sagte Zhu Rongji am Donnerstag auf einer Pressekonferenz zum Abschluss des Volkskongresses in Peking. Nach Angaben von Angehörigen waren bei dem Unglück in der vergangenen Woche mehr als 60 Kinder ums Leben gekommen. Absurde Berichte Mehr als ein Dutzend Familien hatten ausländischen Journalisten berichtet, die Kinder hätten in der Schule in Fang Lin (Provinz Jiangxi) Feuerwerkskörper herstellen müssen. Der "Geisteskranke" wurde als "ganz normaler" Bauer beschrieben, der Material für die Produktion geliefert habe, als die Explosion passiert sei. Sie sahen eine Vertuschungsaktion. Das Außenministerium kritisierte daraufhin westliche Medien wegen "absurder" Berichte als "unverantwortlich". Glaubwürdigkeitstest Der Umgang mit dem Unglück war zum Glaubwürdigkeitstest für den Regierungschef geworden, nachdem er nur zwei Tage nach der Explosion die Version lokaler Funktionäre mit dem "Geisteskranken" übernommen hatte. Zhu Rongji sagte, er habe sich auf Grund erster Untersuchungsergebnisse so geäußert. Nach anders lautenden Berichten in westlichen Medien habe er dann ein Untersuchungsteam des Polizeiministeriums inkognito nach Fang Lin geschickt. Sie hätten herausgefunden, dass Kinder tatsächlich 1999 in der Schule Feuerwerkskörper hergestellt hätten. Dies sei aber im vergangenen Jahr eingestellt worden. Er beteuerte, das Team habe nichts gefunden, das darauf hindeute, dass die Kinder vor dem Unglück in der Schule Feuerwerkskörper gebaut hätten. Es gebe aber bislang auch keine neuen Beweise. Jedoch wiederholte Zhu Rongji die bisherige offizielle Version mit dem "Geisteskranken" und einer absichtlichen Explosion mit keinem Wort. Er sagte nur, die Untersuchung werde fortgesetzt. Zhu Rongji entschuldigte sich stattdessen, dass er und seine Regierung nicht genug getan hätten, um die Kinder zu schützen. Auch drohte er Funktionären mit harten Strafen, die Kinder gefährliche Arbeit machen ließen. "Wir sollten Lehren aus diesem Zwischenfall ziehen." (APA/dpa)