Wien - Mit der zweiten Senkung der Ölfördermengen seit Jahresbeginn hat die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) die Furcht vor einer Abschwächung der Wirtschaftskonjunktur am Wochenende gestärkt. Die OPEC-Staaten vereinbarten am Samstag in Wien, ihre Ölförderung ab April um eine Million Barrel täglich zu drosseln. Damit wird die Fördermenge um etwa vier Prozent auf 24,201 Mill. Barrel pro Tag reduziert. Mit der Reduzierung wollen die OPEC-Mitglieder verhindern, dass der Ölpreis an den Weltmärkten mit dem Ende der Heizperiode in der nördlichen Hemisphäre nachgibt; er soll vielmehr wieder steigen. Die US-Regierung wertete den Beschluss als "enttäuschend". Analysten warnten, höhere Ölpreise könnten das weltweite Wirtschaftswachstum verlangsamen. "Schwächere Weltwirtschaft" In einer Stellungnahme rechtfertigten die OPEC-Mitglieder die Drosselung mit der "schwächeren Weltwirtschaft" und dem traditionellen Nachfragerückgang nach Rohöl im zweiten Jahresdrittel. Ein Überangebot an Öl könne eine "Abwärtsbewegung und den Zusammenbruch der Preise" auslösen, was der Produktion in den Verbraucherländern schaden könnte, erklärte OPEC-Präsident Chakib Khelil. Wegen ihres Bemühens, die Preise wieder nach oben zu drücken, mussten sich die OPEC-Staaten bereits im Vorfeld des Wiener Ministertreffens gegen Vorwürfe verteidigen, sie setzten für die Erhöhung eigener Einkünfte die schwächelnde Weltkonjunktur aufs Spiel. Die EU-Kommission zeigte sich "beunruhigt" über die geplanten Kürzungen. Dagegen betonte Khelil, für die hohen Endpreise sei nicht die OPEC verantwortlich, sondern die von den Verbraucherländern aufgeschlagenen Steuern. Die Rohölpreise machten lediglich ein Fünftel der endgültigen Preise aus. USA wollen mehr Öl fördern Die USA als weitweit größte Erdölverbraucher bewerteten die Drosselung der Förderung als "enttäuschend". US-Energieminister Spencer Abraham sagte, der OPEC-Beschluss rechtfertige die Energiepolitik von US-Präsident George W. Bush, mit der die Ölproduktion im Inland gefördert werden solle. Damit wollten sich die USA weniger abhängig vom ausländischen Öl machen. Bisher importierten die USA drei Viertel ihres Tagesbedarfs an Öl von 19,4 Mill. Barrel. Unterstützt werden soll die Drosselung der Ölförderung durch Nicht-Mitgliedsländer wie Mexiko und Russland. Analysten bezweifeln jedoch, dass Russland seine Fördermengen reduziert. Nun komme es darauf an, ob die neu festgelegten Förderquoten von den OPEC-Mitgliedern auch eingehalten werden, sagte der Analyst Mehdi Varzi von der Investmentbank Dresdner Kleinwort Benson. Die im Februar beschlossene Drosselung um täglich 1,5 Mill. Barrel sei beispielsweise "nicht übermäßig respektiert" worden. Kritik Nach Einschätzung von Leo Drollas vom Zentrum für Globale Energiestudien (CGES) wird die Ankündigung einer Drosselung um eine Million Barrel täglich auf eine tatsächliche Reduzierung von 600.000 bis 700.000 Barrel hinauslaufen. Drollas bezeichnete die Entscheidung als unbegründet. Sie werde die Preise höher treiben als angebracht und könnte in einigen Monaten die Erholung der Weltwirtschaft verlangsamen. Die Ölpreise hatten im Herbst ein Hoch von mehr als 34 Dollar (38 Euro/523 S) pro Barrel (gut 159 Liter) der Nordsee-Referenzsorte Brent erreicht. Ab Ende November ging es dann bergab. Allerdings legte der Preis am Freitag in Vorwegnahme der OPEC-Entscheidung wieder auf knapp 26 Dollar zu. (APA)