Der Satz "Das liegt in der Familie" (neue Version: "Gene" statt "Familie") gilt für Lawrence H. Summers besonders. Der letzte Finanzminister der Clinton-Administration und eben zum Präsidenten der Universität Harvard ernannte Wirtschafts- und Finanzexperte wurde am 30. November 1954 im Sternzeichen des Schützen in New Haven, Connecticut, in eine Professorendynastie hineingeboren. Die Eltern lehrten Volkswirtschaft an der Universität von Pennsylvania und zwei Onkel gewannen den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften: Paul Samuelson und Kenneth Arrow.

Zwei weitere Universitäten hatten sich seit Herbst bemüht, Summers als Präsidenten zu gewinnen: Columbia und die New York University. Aber das Rennen machte Harvard, wo Summers 1982 promoviert hatte und wo er schon ein Jahr später mit 28 Jahren zum jüngsten Professor in der Geschichte der Eliteanstalt ernannt worden war. Bis 1993 besetzte er den Ropes-Lehrstuhl für politische Ökonomie. Gleichzeitig war er drei Jahre Chefökonom der Weltbank, zuständig für internationale Kredite und Forschungsprogramme. Die Forderung, umweltgefährdende Industrien in die Länder der Dritten Welt zu verlagern, sorgte 1992 für negative Schlagzeilen.

Das hinderte Bill Clinton nicht daran, "Larry" Summers ein halbes Jahr später zum Under Secretary für internationale Fragen unter dem Finanzminister Lloyd Bentsen zu machen. Als der Wall-Street-Magier Robert Rubin Bentsen nachfolgte, wurde Summers 1995 dessen Stellvertreter. Das Dreigestirn Alan Greenspan (Notenbankchef), Robert Rubin (bis 1999 Finanzminister) und Summers (ab 1999 Minister) galt bald darauf als Architekt des neuesten amerikanischen Wirtschaftswunders. Und Summers als jener Mann, der die asiatische Finanzkrise in Grenzen hielt.

Der 46-jährige neue Präsident der weltweit berühmtesten Universität mit einem Stiftungsvermögen von zwanzig Milliarden Dollar hat als Verfechter der Globalisierung die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds zu verlängerten Instrumenten der US-Finanzpolitik gemacht. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos fand der joviale Wissenschafter und Politiker stets Zeit, mit Verlegern, Chefredakteuren und Kolumnisten ausführliche Hintergrundgespräche zu führen.

Summers sah sich selbst nach dem Ausscheiden aus der Regierung bloß "geparkt": als Dozent in der Brookings-Institution, einem liberalen Think-Tank in Washington. Der künftige Lenker der Wissenschaftsmaschine in Cambridge, Massachusetts, ist mit einer Steueranwältin verheiratet und hat mit ihr drei Kinder: einen Sohn und zwei Zwillingstöchter. Sein Gewicht sucht er durch Tennisspiel zu kontrollieren.