Wien - "Die Krisen in Südserbien und Nordmazedonien sind lokale und werden sich nicht auf den ganzen Balkan ausbreiten." Die These vertritt der Belgrader Erzbischof Franz Perko, Vorsitzender der jugoslawischen Bischofskonferenz. Der Kosovo jedoch werde ein Problem bleiben und für die nächsten 20, 30 Jahre ein Protektorat der internationalen Gemeinschaft sein. Weiters rechnet Perko mit der Abspaltung Montenegros von Jugoslawien. Die Albaner im Kosovo wünschten zwar die Unabhängigkeit, so Perko, das sei aber aus serbischer Warte völlig unmöglich. Wie es mit dem Kosovo weitergehen werde, könne man heute noch nicht sagen. Die Albaner, die sich nun Kosovaren nennten, fühlten sich als Nachfahren der Illyrer, die den ganzen Westbalkan beherrscht hätten. Perko meint, dass aufgrund der Geburtenrate - manche Familien hätten bis zu zehn, zwölf Kinder - sich die Albaner weiter ausbreiten werden. Kritik übt Perko am Verhalten der serbisch-orthodoxen Kirche. Auf internationaler Ebene bekenne sie sich zwar zur Zusammenarbeit, auf lokaler und regionaler Ebene lehne sie das aber ab. "Wir Katholiken sind für sie Häretiker", so Perko. Er habe Patriarch Pavle gemeinsame Treffen vorgeschlagen, dieser habe aber abgelehnt. Nein sage er auch zum gemeinsamen Gebet. Pavles Begründung laut Perko: Der Kanon verbiete es. Der Belgrader Erzbischof nahm teil am Symposium "Beitrag der katholischen Kirche zur Versöhnung und Stabilität in Südosteuropa", das Mittwoch und Donnerstag in Wien stattfand. Der Zagreber Erzbischof Josip Bozanic, Primas in Kroatien, bekannte sich auf Anfrage des Standard klar zur Verfolgung von kroatischen Kriegsverbrechern und deren Auslieferung ans internationale Kriegsverbrechertribunal. Bozanic betonte gleichzeitig, er hoffe, dass das Tribunal keine einseitige Politik betreibe. Sowohl Perko als auch Bozanic erklärten, die Bekämpfung der Armut sei heute das Hauptproblem. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16. März, 2001)