Für ehemalige NS-Zwangsarbeiter gibt es nach wie vor keine Hoffnung, dass sie ihre Entschädigung in Deutschland rasch erhalten. Obwohl die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft nun die zugesagten umgerechnet 35 Milliarden Schilling gesammelt hat, besteht sie weiterhin auf der Abweisung aller Klagen in den USA, bevor mit der Auszahlung begonnen wird. Während Bundeskanzler Gerhard Schröder bei einem Treffen mit Unternehmervertretern am Mittwochabend deren Forderung nach Rechtssicherheit vor Entschädigungsleistung unterstützt hatte, warnte der Regierungsbeauftragte für die Entschädigungsfrage, Otto Graf Lambsdorff. Es werde nicht möglich sein, die "allerletzte Entscheidung" von Gerichten in den USA abzuwerten. Vollständige Rechtssicherheit könne es nicht geben. Die Stiftungsinitiative verweist - neben der noch ausstehenden endgültigen Entscheidung der New Yorker Richterin Shirley Kram - vor allem auf eine noch anhängige Klage in Kalifornien, über die erst Ende Juni entschieden werden soll. Dass Rechtssicherheit besteht, muss formal der deutsche Bundestag feststellen. Verzögert sich die Gerichtsentscheidung im Juni, so könne diese Erklärung nicht mehr vor der Sommerpause erfolgen. Der Geschäftsführer des Verbandes der NS-Verfolgten, Lothar Evers, sprach von einem "unerträglichen Verhalten" der Wirtschaft. In den nächsten vier Monaten würden mindestens 24.000 Anspruchsberechtigte sterben. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16. März, 2001)