Tagelang hatte die argentinische Regierung zu den Gerüchten geschwiegen. Dann musste Buenos Aires am Dienstag den ersten Fall von Maul- und Klauenseuche offiziell bestätigen. Am Donnerstag wurden neun weitere entdeckt. Erst im Mai 2000 hatte Argentinien den internationalen Status "MKS-frei ohne Impfung" erhalten. Gleich nach Bekanntwerden des ersten Falles wurde vonseiten der Europäischen Union ein Importverbot für lebende Tiere, rohes Fleisch und Milchprodukte aus Argentinien erlassen. Das Veterinärkomitee der EU hat der Kommission eine Importsperre bis zum 15. April vorgeschlagen. Das Verbot soll nach der Zustimmung der EU-Kommission in Kraft treten, mit der in den kommenden Tagen gerechnet wird. Die USA, Kanada und Chile hatten schon zuvor ein ähnliches Verbot ausgesprochen. Diese Maßnahmen treffen die ohnehin angeschlagene argentinische Fleischindustrie besonders hart, da der interne Markt aufgrund der seit fast drei Jahren andauernden Rezession ohnehin schon in Schwierigkeiten war. Die für ihre Qualität berühmten argentinischen Rinder haben somit innerhalb von 24 Stunden ihre Hauptexportmärkte verloren, und es könnten bis zu 10.000 Arbeitsplätze in der örtlichen Fleischindustrie verloren gehen, meinen Experten in Buenos Aires. "Mit den nun beschlossenen Maßnahmen gibt es Teile der (Fleisch-)Industrie, die nicht einmal Tage durchhalten werden", sagte ein Vertreter der Rinderzüchter gegenüber der Tageszeitung La Nación am Mittwoch. Ein Sprecher der Kammer für Fleischindustrie meinte: "Wenn Europa unser Fleisch nicht mehr kauft, dann geht unsere Industrie unter." Argentinien exportiert jährlich Fleisch im Wert von etwa 260 Millionen US-Dollar (EURO 287 Mio.) in die EU (vor allem nach Deutschland) sowie um etwa 250 Millionen nach Nordamerika und Chile. (Jordi Kuhs, DER STANDARD, Print- Ausgabe 16. März 2001)