Erlangen – Depressionen können zur Gewohnheit werden. Diesen Schluss ziehen US-Wissenschafter aus einer Studie an rund 2.400 Frauen, wie die Zeitschrift "ZNS-Spektrum" in Erlangen berichtete. Demnach sind mit jeder durchstandenen Depression Neuerkrankungen immer seltener eine Reaktion auf kritische Lebensereignisse wie schwere Erkrankungen, Tod einer nahe stehenden Person oder Arbeitsplatzverlust. Je größer die Zahl der erlebten Depressionen sei, desto häufiger stellten diese sich quasi aus Gewohnheit ein.

Nach Ansicht der Wissenschafter bestätigen ihre Beobachtungen die so genannte Kindling Hypothese. Danach sensibilisieren Depressionen das Nervensystem, so dass es auf immer geringfügigere ähnliche Reize gleichförmig anspringt. Indem jede weitere Depression die Bereitschaft erhöhe, neue Informationen negativ zu verarbeiten, entkoppele sie die Entstehung der Krankheit von Umweltreizen. Weiteren Depressionen werde so das Feld bereitet.

Experten empfehlen dem Fachblatt zufolge, depressive Patienten schon vor Beginn einer medikamentösen Behandlung gezielt auf sexuelle Probleme anzusprechen. Mangelnde Lust, Erektionsstörungen, Ejakulationsprobleme und andere Beschwerden begleiteten bis zu 75 Prozent aller Depressionen. Mitunter seien sie sogar das quälendste Symptom der Erkrankung. (APA)