Wien - Der Boom bei virtuellen Marktplätzen dürfte zu Ende sein bevor er noch richtig begonnen hat. Zwar ist die weltweite Zahl der Marktplätze von 1999 bis Ende 2000 von faktisch null auf 1.400 gestiegen, bereits dieses Jahr dürfte aber eine Konsolidierungswelle einsetzen, meint IT-Experte Josef Breitenlechner vom Consultingunternehmen A.T.Kearney. Für heuer erwartet der Berater zwar noch 600 neue Marktplätze. Zwischen 2002 und 2004 sollte die Zahl aber deutlich auf rund 200 zurückgehen. "Letztendlich werden ein bis zwei große Marktplätze pro Branche übrig bleiben", sagte Breitenlechner am Freitag vor Journalisten. Zwar zeige eine aktuelle Untersuchung, dass 88 Prozent der deutschsprachigen Unternehmen noch weit von der Entwicklung zur "Digital Company" entfernt seien. Bis 2004 werde das Business to Business (B2B)-Volumen allein in Europa auf 225 Mrd. Euro (3.096 Mrd. S) steigen. Jedoch würden nur 40 Prozent des Transaktionsvolumens über Marktplätze abgewickelt. In Österreich gebe es zur Zeit gar nur 30 bis 35 Marktplätze. "Ein wirklicher Rising Star ist nicht darunter", meint Breitenlechenr. Große heimische Unternehmen wie die VA Tech nähmen aber bereits an erfolgreichen internationalen Marktplätzen teil. Kluft zwischen Angebot und Nachfrage Aus der Projekterfahrung von A.T.Kearney ließen sich drei Hauptgründe für den mäßigen Erfolg der Marktplätze identifizieren. Zum einen stimmten Angebot und Nachfrage oft nicht überein. Meist fehlten entweder die Kunden oder Anbieter um attraktive Umsätze generieren zu können. Zweitens seien die Kunden in zunehmendem Maße nicht mehr bereits für reine Content-Angebote zu bezahlen, vor allem wenn diese Inhalte nicht exklusiv an einen einzelnen Kunden vertrieben werden. Und schließlich gebe es mittlerweile Internet-Dienste, die nur noch von einigen wenigen Anbietern bereitgestellt würden, wie etwa Börseninformationen. Gebührenmodelle unausgereift Daneben erwiesen sich auch nach und nach die gewählten Gebührenmodelle als unausgereift. Oft stiegen die Kosten mit steigendem Transaktionsvolumen. Kunden seien dann wenig motiviert, über den Marktplatz zu handeln. Probleme gebe es aber auch im Software-Bereich, noch immer gebe es keine einheitlichen Standards. Einen Marktplatz auf mehreren Plattformen zu betreiben, sei daher dringend anzuraten. Erfolgsfaktoren seien ein großes Transaktionsvolumen, ausgeglichene Gebührenmodelle, eine klare Marktplatz-Strategie und schrittweise Planung, ein starkes Management sowie Partnerschaften im Bereich Technologie, so der Experte. Erfolgreich seien vor allem traditionelle Unternehmen. Die Zahl der reinen "Dot.coms" werde sich deutlich "verdünnen", meint Breitenlechner. (APA)