Nahost-Konflikt
Sharon lehnt Wiederaunahme der Friedensgespräche ab
Massendemonstration im Westjordanland und Gaza-Streifen
Jerusalem/New York - Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon will die Friedensgespräche mit den
Palästinensern vorerst nicht wieder aufnehmen. Wie Kabinettsminister Danny Naveh am Freitag in Jerusalem mitteilte, will Sharon bei seiner
am Sonntag beginnenden USA-Reise um Unterstützung für diese Haltung werben. US-Außenminister Colin Powell signalisierte schon am
Donnerstag vor einem Kongressausschuss Verständnis für Sharons Position. Powell sagte, vor einer Wiederaufnahme der Verhandlungen
müsse die Gewalt eingedämmt werden. Unterdessen forderten im Westjordanland und im Gazas-Treifen Hunderte die Aufhebung der
israelischen Blockade der Selbstverwaltungsgebiete Palästinas.
Naveh verwies darauf, dass am Vortag drei Mitglieder der Fatah-Organisation des palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat verhaftet
wurden. Israel wirft ihnen vor, in Jerusalem einen Bombenanschlag vorbereitet zu haben. Das Büro von Sharon teilte mit, hinter den
Festgenommenen stehe der Leiter einer Eliteeinheit der Stadt Ramallah.
Jihad tritt für Selbstmordattentate ein
Israel hat am Donnerstag erneut die Entsendung von UNO-Beobachtern in die palästinensischen Gebiete abgelehnt. Dadurch würden sich die
Spannungen nur erhöhen, sagte der israelische UNO-Botschafter Yehuda Lancry vor dem Weltsicherheitsrat in New York. Zuvor hatte der
palästinensische Delegierte Nasser al Kidwa die Forderung nach einer UNO-Intervention bekräftigt. Nur so könnten die Palästinenser vor
Übergriffen der israelischen Armee geschützt werden.
In Ramallah nahmen am Freitag 800 Menschen an einer Kundgebung gegen die israelischen Blockaden teil, in Gaza trat die militante
Organisation Jihad (Islamischer Heiliger Krieg) für Selbstmordattentate ein. Der Gründer und geistliche Führer der radikalen
Hamas-Bewegung, Scheich Ahmed Yassin, kündigte für die kommende Tage Bombenanschläge an. In einem auf der Hamas-Internet-Seite
veröffentlichten Interview kritisierte er Arafat wegen der mit Israel geführten Verhandlungen.(APA/Reuters)
Israel lockert Blockade in Selbstverwaltungsgebieten - Allenby-Übergang zu Jordanien geöffnet
Israels Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer hat Maßnahmen zur Linderung der wirtschaftlichen
Not unter den Palästinensern beschlossen, die durch die israelische Blockade des Westjordanlandes und Gaza-Streifens entstanden war. Wie
der israelische Rundfunk am Freitag berichtete, will Israel die Ein- und Ausfuhr aller Rohmaterialien sowie Handelswaren in das und aus dem
Westjordanland genehmigen. Ferner soll der Karni-Übergang zwischen Israel und dem Gaza-Streifen für den Handelsverkehr wiedereröffnet
werden. Am Freitag wurde im Gaza-Streifen ein Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen.
Es handelt sich bisher nur um eine begrenzte Lockerung der Blockade. Die Abriegelung des Westjordanlandes und Gaza-Streifens bleibt für
Zehntausende von palästinensischen Arbeitern weiterhin aufrecht. Für sie ist es damit unmöglich, ihre Arbeitsplätze in Israel zu erreichen.
Der Allenby-Übergang zu Jordanien werde für den gesamten Verkehr bei Tage geöffnet, hieß es im Rundfunk. Die Rafah-Passage zwischen
dem südlichen Gaza-Streifen und Ägypten soll für den hereinkommenden Verkehr nur während des Tages geöffnet werden. Der
herausgehende Verkehr nach Ägypten werde nur "aus humanitären Gründen" gestattet. Zusätzlich will Israel etwa 500 palästinensischen
Geschäftsleuten erlauben, nach Israel einzureisen. Wenn die Gewalt in den Gebieten nachlasse, wolle er den Palästinensern mehr
Erleichterungen verschaffen, sagte Ben-Eliezer.(APA/Reuters)