Wenn man Kathrin Zechner dieser Tage nach "Taxi Orange" befragt, dann verweist die Programmintendantin lieber auf "die sonstige Vielfalt in unserem Programm". "Die bisherige Diskussion über Reality-TV war meiner Meinung nach auch weitgehend unproduktiv, und ich denke, dass ich es schon oft genug klar gemacht habe: Talk wie der im Kutscherhof ist zwar ein interessantes Format - aber er kann und darf Fiktion bzw. eine professionelle Produktion von Filmen und Serien nicht ersetzen." So viel zur zweiten, am 20. April startenden TXO-Staffel, die der ORF-Programmintendantin entschiedend weniger Kopfzerbrechen bereitet, als das, was ihr "zutiefst am Herzen liegt": Die prekäre Lage der heimischen TV- und Kinofilmproduktion. "Alle Kräfte in diesem Land, die etwas mit Film zu tun haben, steuerten in den letzten Jahren in eine Richtung. Wir zum Beispiel hätten über die Gebührenregelung 600 Millionen Schilling Budget lukriert - und dann wurde das von der Regierung mit einem Handstreich zunichte gemacht." "Noch können wir im ORF unseren Produktions-Output halten", sagt Zechner: "Noch! Wenn die Kinofilmproduktion zurückgeschraubt werden muss, dann ist der Branche und darunter auch uns als Programmanbieter - polemisch gesagt - die rechte Hand abgehackt. Und das vor dem Hintergrund einer Filmlandschaft, in der die Kreativen fast ausschließlich ihre Erfüllung im Kino sehen!" Der erst kürzlich beendete Drehbuchwettbewerb des ORF etwa habe ja einige interessante Stoffe gezeitigt. "Im Serien-, Soap- und SitCom-Bereich hingegen gab es keine einzige brauchbare Idee. Immer noch vernachlässigen die Autoren die Chance einer ,Basisarbeit', bei der man eigentlich Routine gewinnen könnte. Aber gerade in einem kleinen Land wie Österreich wäre dieses Zusammenspiel zwischen kleineren Auftragsarbeiten und den ,großen' Visionen extrem wichtig. Anders ist kaum eine Kontinuität des Arbeitens und Produzierens und damit auch keine souveränere Bildsprache zu erzielen." Weiterhin träumt Zechner also von einer "Studiosituation und Schreibwerkstatt", in der Produktionen solider vorbereitet werden. Verstärkt will sie in Hinkunft auf internationale Koproduktionen setzen, bei denen sowohl Professionalisierung als auch Finanzierbarkeit gewährleistet sind. "Es bleibt uns ja nichts anderes übrig. Die Bekenntnisse zum Film müssen auch realisierbare Finanzierungskonzepte zeitigen." Nicht nur im aufwendigen Hochglanzbereich: "Gemeinsam mit 3Sat haben wir nun für ein Werkstattprojekt ein Sonderbudget reserviert, mit dem im nächsten Jahr drei Nachwuchsfilme produziert werden sollen. Irritieren sie dabei die Anmutungen des ORF-"Weisenrates", der Einschränkungen etwa im Bereich der Werbung und auch des Product-Placements verkündet? "Es ist Sache der Regierung, das neue ORF-Gesetz im Detail auszuarbeiten und vorzulegen. Aber ich denke, wir sollten mit solchen Film- und Fensehfinanzierungsmöglichkeiten, wie sie in der ganzen Welt üblich sind, auch weiterhin möglichst effizient und kreativ umgehen. Und wenn wir dabei limitiert werden, dann wird man auch nicht erwarten dürfen, dass wir den bisherigen Output halten." Nicht ohne Ingrimm sieht Zechner auch hier Facetten "einer allgemeinen Scheindiskussion": "Wer sagt, Film ist wichtig und identitätsstiftend, muss auch Bedingungen schaffen, dass ebendieses Filmpotenzial nicht nach Deutschland abwandert, weil hier die freien Marktbedingungen einfach nicht gegeben sind. Aber schauen Sie sich doch um: Die Vielfalt, die etwa wir hier im ORF bieten, gibt es nirgendwo mehr. Und sie ist durchaus erhaltbar, wenn man ihr tatsächlich die Priorität einräumt. Dafür sind bloße Willens- und Sympathiebekundungen aber zu wenig." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18. 3. 2001)