In manch einer kleinbürgerlichen Seele wird es vermutlich kochen, wenn sie von Honoraren hört, die Thomas Gottschalk einstreift. Fast drei Millionen Mark (21 Millionen Schilling) im Jahr allein dafür, dass er die Gummibären von Haribo isst und dabei so schaut, dass man seinen bekannten Spruch "Ich bin doch nur ein Kasperl!" jederzeit unterschreiben würde. Eine Supernase ins Bild zu hängen, die in Deutschland eine Bekanntheit von 99 Prozent erreicht, kostet eben Geld. Von dem Gottschalk und sein jüngerer Bruder Christoph als Chefs der TV-Produktionsfirma Dolce Media derzeit nicht wenig haben. Beide standen im vergangenen Jahr für den Börsegang-Spot der Deutschen Post vor der Kamera. Und die Vermarktungsrechte an "Wetten, dass . . .?" haben sie auch erworben, wohl wissend, dass die Show existieren wird, solange Thomas Gottschalk nicht aufhören möchte. Dazu besteht derzeit wenigstens kein Grund, auch wenn die Quoten heute natürlich nicht mehr so fröhlich stimmen wie einst und an kleine Korrekturen an der Oberfläche gedacht wird. Die Show ist eine Marke, weil ihr Moderator eine ist und umgekehrt. Mit anderen Sendungen als "Wetten, dass . . .?" konnte Gottschalk die Masse der Zuseher offenbar nicht so begeistern: Seine Late-Night-Show bei RTL endete mit seiner Rückkehr zum Stammsender ZDF, auch seine Sat.1-Auftritte sind schon länger Geschichte. Und selbst den Vertrag mit dem Unterhaltungsriesen Disney hat der Entertainer, den sie den einzig ernst zu nehmenden im deutschen Sprachraum nennen, auf Eis gelegt. Die Shows, die aufgrund dieser amerikanisch-deutschen Kooperation entstanden, liefen nicht ganz so toll. Dabei war der 51-Jährige, der eigentlich Deutsch- und Geschichtelehrer werden wollte, schon vor "Wetten, dass . . .?" beliebt: als Radio-und Fernsehmoderator des Bayerischen Rundfunks. Im Programm von ZDF präsentierte er Anfang der 80er auch noch den "ganz normalen Wahnsinn des Alltags" in der Talk- und Musiksendung "Na sowas". Damals nannte man ihn noch das "junge Talent neben Kulenkampff". Ans Aufhören denkt der Ehemann und Vater zweier Kinder, der mit Familie relativ zurückgezogen in den USA lebt, noch lange nicht. Als "Quasselstrippe" (Eigendefinition) würde ihm das sicher auch schwer fallen. Außerdem ist er fixer Bestandteil der Medienwelt. In Pension würde er sowieso nicht gehen: Schon heute ist er auch für Kollegen ein Drahtzieher hinter den Kulissen. Und denkt daran, die eine oder andere Show mit ihnen zu produzieren: RTL-Freund Günther Jauch, die schrille Sirene Verona Feldbusch und andere sitzen auch deswegen mitunter auf der Gästecouch bei Gottschalk. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18. 3. 2001)