Europa
Kroatische "Autonomieregierung" gibt weitere zwei Monate Bedenkzeit
Zunächst soll "kommunalübergreifender Rat" regieren
Sarajewo - Kroatische Hardliner in Bosnien-Herzegowina, die eine eigene Autonomie-Regierung ausgerufen haben und die
Zentralregierung in Sarajewo nicht mehr anerkennen wollen, geben der internationalen Gemeinschaft mehr Zeit zur Erfüllung ihrer
Forderungen. Wie das staatliche bosnische Radio Freitag Abend meldete, sagte der Präsident der selbst ernannten kroatischen
Autonomieregierung, Marko Tokic, die Frist werde um weitere 60 Tage verlängert. Am 3. März hatte ein "Allkroatischer Kongress" ein
Ultimatum von 15 Tagen gesetzt. Die Zeit sollte für weitere Verhandlungen genutzt werden, um eine Verfassungskrise zu vermeiden, sagte
Tokic.
Der "Allkroatische Kongress" von mehr als 500 Politikern und Wirtschaftsvertretern hatte Anfang März in Mostar zugleich eine Umgestaltung
des Staates zu einer Bundesrepublik und eine weitgehende Regionalisierung der Regierungsmacht gefordert. "Die kroatische Selbstregierung
erkennt die Autorität Bosnien-Herzegowinas und der (moslemisch-kroatischen) Föderation nicht an", hieß es in dem seinerzeit veröffentlichten
Dokument. Zunächst solle ein "kommunalübergreifender Rat" der Kroaten regieren.
Bosnien besteht nach dem Friedensvertrag von Dayton aus der Serbenrepublik und der moslemisch-kroatischen Föderation. Ein Hintergrund
der Spannungen sind Änderungen des Wahlrechts, die im Oktober 2000 unter Führung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit
in Europa (OSZE) vorgenommen worden waren. Die nationalistische bosnisch-kroatische Partei HDZ BIH hatte umgehend erklärt, sie werde
durch die Wahlrechtsänderung benachteiligt. Inzwischen wurden auch aus internationalen Kreisen Zweifel an den Wahlrechtsänderungen
bekannt. (APA/dpa)