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Aufgewachsen im Betrieb der Eltern, wollte Susanne Janner eigentlich nie Optikerin werden – sie wäre viel lieber Tänzerin geworden: „Ich habe die Ausbildung dann aber gemacht, um erst einen Job zu haben, von dem ich leben konnte“. Das Talent dafür scheint sie geerbt zu haben: In der Berufsschule war sie eine der Jüngsten, mit 17 hatte sie ihre Lehre in verkürzter Zeit abgeschlossen, war Niederösterreich-Beste beim Lehrlings-Wettbewerb und hängte gleich die Meisterausbildung an - dann allerdings war es für die professionelle Tanzausbildung jedoch zu spät. Obwohl ihr das noch immer leid tut, macht ihr der Beruf als Optikerin trotzdem Freude: „Meine Tätigkeit ist sehr abwechslungsreich, weil ich sowohl mit Menschen, als auch im Büro zu tun habe – das ist außerdem sehr praktisch, weil ich mir aussuchen kann, ob ich je nach Laune lieber hinter dem Verkaufstisch oder dem Schreibtisch arbeite.“ Die Betreuung der Kunden und das Verhandeln mit den Vertretern machten ihr dabei am meisten Spaß. Obwohl sie sich bei manchen Kunden sehr zurückhalten müsse, um nicht unhöflich zu werden: „Ich finde es sehr ärgerlich, wenn die fachliche Ausbildung und die Qualität, die wir als OptikerInnen bieten, nicht honoriert werden. Durch die Billigschiene in unserer Branche muss man sich ständig rechtfertigen, warum Qualität auch einen Preis hat. Es wird soviel als selbstverständlich angesehen.“ Mit 26 ist Susanne Janner eine sehr junge Meisterin. Viele ihrer Mitschüler an der Berufsschule seien viel älter gewesen als sie. Um auch außerhalb des Geschäfts ihrer Eltern Erfahrungen zu sammeln, war es ihr sehr wichtig, während ihrer Lehrzeit hinauszukommen und auch in anderen Betrieben zu lernen. Kritik übt sie an der derzeitigen Ausbildung zur Erlangung des Meistertitels: „Es scheint mir heute viel leichter zu sein, einen Meisterbrief zu bekommen, als früher. Die Auflagen und Bedingungen sind lockerer geworden – viele Leute in der Branche kriegen einen, ohne es eigentlich wirklich verdient zu haben.“ Aufstiegschancen habe sie nicht mehr viele, womit sie oft unzufrieden sei: „Ich habe jetzt mit 26 bereits, was andere in meinem Beruf erst mit 35 oder 40 erreichen.“ Filialleiterin könne sie noch werden. Oder mit ihrem Bruder den Familienbetrieb übernehmen, was sie derzeit auch überlegt. Es sei eine Chance, doch noch ihre Tanzausbildung fertigzumachen, die sie vor zwei Jahren neben dem Job begonnen habe, weil sie sich dann die Zeit gut einteilen könne. Ihren Beruf für ihre Leidenschaft aufgeben würde sie heute aber nicht mehr. „Er ist Mittel zum Zweck, aber wenn es mir nicht gefallen würde, würde ich es andererseits auch nicht machen – denn das gehört zu meinen obersten Prinzipien: Ich möchte nichts machen, was mir keinen Spaß macht.“ Das ausführliche Interview mit Susanne Janner finden Sie hier: "Eigentlich wollte ich nie Optikerin lernen" Das Interview führte Isabella Lechner