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Rio de Janeiro - Die vor der brasilianischen Küste gesunkene größte Ölförderinsel der Welt hat schon vor den verheerenden Explosionen technische Probleme gehabt. Drei Tage vor den Detonationen in einem der Schwimmpfeiler habe es Schwierigkeiten mit dem Lüftungssystem gegeben, teilte die staatliche Ölgesellschaft Petrobras am Donnerstag (Ortszeit) mit. Unterdessen starb ein elfter Arbeiter an den Verbrennungen, die er bei dem Unglück am Donnerstag vergangener Woche erlitten hatte. technischen Probleme Es war zunächst unbekannt, ob die technischen Probleme die Ursache für das Unglück waren. Die Auswertung der Berichte aus den Tagen vor den Explosionen habe ergeben, dass der Druck im Belüftungssystem zu hoch gewesen sei. "Da sich das System sehr nahe bei dem Turm zum Abfackeln von Gas befindet, wäre eine Unterbrechung der Produktion notwendig", hieß es in einem der Berichte. Der Präsident von Petrobras, Henri Philippe Reichstul, habe die Unterlagen dem Untersuchungsausschuss des Parlaments übergeben, hieß es weiter. In drei Jahren insgesamt 91 Arbeiter ums Leben gekommen Reichstul soll dem Ausschuss am kommenden Dienstag oder Mittwoch Rede und Antwort zu den möglichen Ursachen dieses Unglücks und einer Reihe früherer Öl-Unglücke bei Petrobras stehen. Dabei waren in den vergangenen drei Jahren insgesamt 91 Arbeiter ums Leben gekommen. Die Gewerkschaften haben Petrobras vorgeworfen, immer mehr Arbeiten an Subunternehmen mit unzureichend geschultem Personal zu vergeben. Mehrere 10.000 Öl-Arbeiter legten am Mittwoch aus Protest gegen "mangelnde Sicherheit am Arbeitsplatz" die Arbeit nieder. Kampf gegen das Öl Am Unglücksort setzten Spezialisten ihre Bemühungen zur Ölbekämpfung fort. Sie versuchten das aus der Insel in 1.300 Metern tiefe austretende Rohöl und den Dieselkraftstoff mit Chemikalien zu binden und aufzusaugen. Die Förderinsel hatte 1,2 Millionen Liter Diesel und 300.000 Liter Rohöl in ihren Tanks. Nach Angaben des staatlichen Umweltamtes (Ibama) werden sich die Umweltschäden durch das Unglück in Grenzen halten. Es handle sich nur um verhältnismäßig geringe Mengen Rohöls und Diesels. Außerdem sei die Pflanzen- und Tierwelt in dem Seegebiet nur von minderer Bedeutung, sagte der Professor der Föderalen Universität von Rio de Janeiro, Mario Sergio Ximenes. 11 Todesopfer Ein weiterer Techniker ist seinen Verletzungen erlegen. Damit stieg die Zahl der Todesopfer bei dem Unglück auf elf. Der 41-Jährige hatte nach Angaben der Betreiberfirma Petrobras bei der Explosion der Plattform P-36 schwere Verbrennungen erlitten. In mehreren großen Raffinerien Brasiliens demonstrierten unterdessen nach Gewerkschaftsangaben Hunderte von Ölarbeitern für bessere Sicherheitsmaßnahmen.Bisher wurden die Leichen von zwei Arbeitern gefunden. Ein Untersuchungsausschuss des Parlaments will sich schon bald mit den Ursachen dieses und einer Reihe früherer Unglücke bei Petrobras befassen. Arbeiter hatten immer wieder auf mangelnde Sicherheitsvorkehrungen hingewiesen. (APA/dpa)