Paris - Linke und Grüne haben in einem Erdrutschsieg über das rechtsbürgerliche Lager das Rathaus der französischen Hauptstadt Paris erobert. In der zweiten Runde der Kommunalwahlen konnte das rot-grüne Bündnis 89 der 163 Stadtratssitze auf sich vereinen, wie die Stadtverwaltung in der Nacht auf Montag mitteilte. Nach 24 Jahren neogaullistischer Herrschaft wird mit Bertrand Delanoe (50) erstmals ein Sozialist Bürgermeister des französischen Machtzentrums. Der Pariser Stadtrat wählt den neuen Nachfolger am kommenden Sonntag. Bisher hatte das linke Lager im Pariser Stadtrat nur 63 Abgeordnete. Auch Lyon fiel in der Stichwahl der Kommunalwahlen an die Linke. Die Sozialistische Partei von Premierminister Lionel Jospin musste ansonsten wie bereits im ersten Wahlgang am vorangegangenen Sonntag schmerzliche Einbußen hinnehmen. Arbeitsministerin Elisabeth Guigou wurde in Avignon geschlagen, Erziehungsminister Jack Lang in Blois und der beigeordnete Europaminister Pierre Moscovici in Montbeliard. Historischer Sieg über die Rechte Die Kommunalwahlen waren ein Testlauf für die in der ersten Jahreshälfte 2002 anstehenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen. Dabei dürfte der sozialistische Premierminister Lionel Jospin dem Neogaullisten Jacques Chirac das Präsidentenamt streitig machen. Am Pariser Rathaus feierten Linke und Grüne in der Nacht den historischen Sieg über die Rechte, die tief zerstritten und von Affären geprägt ist. Die sozialistische Kulturministerin Catherine Tasca fühlte sich sogar an das Jahr 1981 erinnert, als Francois Mitterrand zum Präsidenten gewählt worden war. Vor allem das gute Abschneiden der Grünen hatte den Sieg des linken Lagers möglich gemacht. Die Rechtsbürgerlichen hätten "den Preis für Personal-Querelen bezahlt", erläuterte die Parteichefin der unterlegenen neogaullistischen RPR-Partei, Michele Alliot-Marie. Linke nimmt Konservativen vier Departements ab Während die französischen Konservativen bei den Kommunalwahlen vom Sonntag - abgesehen vom sozialistischen Sieg in den beiden größten Städten Paris und Lyon - einen größeren Erfolg errungen haben, ist das Verhältnis bei den zeitgleich abgehaltenen Kantonalwahlen umgekehrt. Die Linke hat der Rechten insgesamt vier Departements (Eure, Creuse, Isere und Vaucluse) abgenommen, die Bürgerlichen nahmen den Kommunisten dagegen das Departement Allier ab. Nach Angaben des Innenministeriums in Paris haben die Sozialisten (PS) bei den Kantonalwahlen insgesamt etwas mehr als 31 Prozent der Stimmen erhalten, die Kommunisten (PCF) sieben Prozent, die (linksliberalen) Radikalsozialisten 1,4 Prozent und die Grünen 1,7 Prozent. Im rechten Lager entschieden sich 16 Prozent für die Neogaullisten (RPR), 11,7 Prozent für die Zentrumsbürgerlichen (UDF), 3,2 Prozent für die Liberaldemokraten ("Democratie Liberale"/DL). Rechtsunabhängige Listen erhielten 18,4 Prozent, die linksunabhängigen 6,1 Prozent. Insgesamt liegen die Konservativen mit etwa zwei Prozentpunkten vor der Linken. Unter den gewählten Persönlichkeiten befinden sich der zentrumsbürgerliche UDF-Chef Francois Bayrou, Präsident des Generalrates des südwestfranzösischen Departements Pyrenees-Atlantiques, der Flugzeugindustrielle Serge Dassault (RPR) in Corbeil-Essonnes, sowie der Präsident des französischen Fußballverbandes Gerard Bourgoin im Departement Yonne. Geschlagen wurde dagegen Raymond-Max Aubert (RPR), der vorvergangenen Sonntag bereits den Bürgermeistersessel von Tulle an Sozialistenchef Francois Hollande verloren hatte. Verteidigungsminister Alain Richard hat die Wahl im Kanton Cergy-Nord bei Paris ebenfalls verloren. (APA/dpa)