Foto: Gelbekirschen.at
Nach Michael Kreihsls Heimkehr der Jäger gibt es interessanterweise schon wieder einen heimischen Spielfilm, in dem das zentrale Liebespaar ins Kunsthistorische Museum geht. Ob das mit einer zunehmenden Hinterfragung von Bildern und Abbildbarkeiten zu tun hat? Oder ist's nur bildungsbürgerliche Labsal in einem unerfreulichen österreichischen Alltag, wie ihn jetzt auch Leopold Lummerstorfers Gelbe Kirschen recht nachdrücklich in nassgrauen Tönen kadriert? Die Würstlbudenverkäuferin Alena (Sandra Bra), die hier Gemälde betrachtet, ist jedenfalls kunsthistorisch gebildet. Es ist schwer auszumachen, ob dies die visuellen Dimensionen des Films erweitern soll oder die Entwürdigung durch illegale Anstellung und Ausbeutung in diesem Land verstärkt bewusst machen soll. Wenn sich der Fremdenpolizist Rudi (Martin Puntigam) in eine ganz normale Würstlbudenverkäuferin verliebt hätte und durch deren Verstricktheiten in Schwierigkeiten käme, wäre Gelbe Kirschen wohl um nichts weniger konfliktgeladen. Irgendwie scheitert alles an diesem Film daran, dass er (fürs Kino) mehr hergeben soll, obwohl er eigentlich nur Substanz für ein kleines schnelles Fernsehspiel hat. So wirken die Kunstzitate zu gesucht und ein Bundespräsident, der von Bürowänden feixt, ist in diesem Kontext fast zu polemisch platziert. Auch bei Josef Hader in einer Nebenrolle weiß man nicht: Braucht der jetzt so eine Frisur oder so einen Bart, damit er sich in seine Figur einfühlen kann, oder will uns so ein Outfit mehr sagen, oder passiert hier alles irgendwie? Der Irrsinn ist: Der ORF müsste solche Arbeiten in Permanenz in Auftrag geben (was ihnen auch handwerklich gut täte), aber weil das nicht passiert, spreizt sich alles und wird gekünstelt - und ist dann erst recht nicht optimal. Lummerstorfer, der mit Der Traum, der bleibt einen der besten Dokumentarfilme der letzten Jahre drehte, sollte schnell eine neue Chance erhalten. Und wir vergessen Gelbe Kirschen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26. 2. 2001)