Wien - Bei der am Sonntag Vormittag abgehaltenen TV-Konfrontation der fünf Spitzenkandidaten zur Wiener Gemeinderatswahl am 25. März stieß die von Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S) in den vergangenen Tagen mehrmals zur Diskussion gestellte Idee einer Dreier-Koalition auf wenig positive Resonanz. Generell zu den Koalitions-Optionen der SPÖ meinte Häupl: "Ich bin kein Ausgrenzer, nur unterscheidet uns inhaltlich von der FPÖ so viel, dass wir keine Koalition bilden können. Das ist nichts Böses." Zwei Optionen seien bei Verhandlungen gut, "sonst kann man nur wie ein Kellner dastehen und Bestellungen entgegennehmen". Görg äußerte sich "ganz negativ" zur Dreier-Koalition und betonte, nur eine gestärkte ÖVP könne rot-grün verhindern. Chorherr wiederum meinte, es sei interessant, dass eine Partei ein einziges Ziel habe, nämlich rot-grün zu verhindern. "Rot-grün ist in der Tat eine Weichenstellung für das Land. Ja, wir wollen in Wien gestalten, wir wollen Wien verändern, wir wollen nicht gemütlich in irgendeine Regierung hineinkommen." Sympathien und Antipathien Christoph Chorherr (G) erklärte, er verspüre im Wahlkampf sehr viel Sympathie. "Viele wollen, dass in Wien etwas Neues entsteht - auch als Gegensatz zur schwarz-blau", sagte Chorherr. Die Aussagen der FPÖ zeigten die schrecklicher Art und Weise, wo die FPÖ stehe. Helene Partik-Pable (F) erklärte in Richtung Chorherr, sie fürchte sich wirklich vor dessen Gestaltungsvorschlägen. "Ich halte die rot-grüne Koalition nicht für geeignet, ein Verkehrsstadtrat Chorherr würde eine noch größere Verkehrsmisere bedeuten." Partik-Pable sagte auch, man sehe, wo die Politik gelandet sei: Auf der Grünen Homepage seien 1.500 Schilling für die Adresse des umstrittenen FP-Kandidaten Peter Schumann angeboten worden. Dies freilich wurde von den Grünen mittlerweile dementiert. Bolena erklärte, sie glaube an eine Zweierkoalition, jedoch: Was ihr bei den Grünen fehle, sei, wie man diese vielen guten Ideen finanziere. Für das LIF geht es bei der kommenden Wahl ums nackte Überleben. "Es ist dies eine ganz entscheidende Wahl, ob es eine zukunftsorientierte Partei in Wien geben wird", erklärte Alexandra Bolena. Bürgermeister Michael Häupl (S) betonte, Meinungsumfragen hätten ihn im Guten wie im Schlechten noch nie beeindruckt. "Wer die Sozialdemokratie stärker haben will in der Stadt, aber auch als Kontrolle der Bundesregierung, muss zur Wahl gehen. Der wesentliche Punkt ist: Welche politische Rolle sollen die Sozialdemokraten in der Stadt und in der Republik spielen." Erwartete Zuwanderungs- Diskussion Die erwarteten unterschiedlichen Auffassungen haben sich in der Ausländer-Frage gezeigt. Für die Freiheitlichen forderte Helene Partik-Pable einen "Zuwanderungs-Stopp". Die Länder dürften nicht weiter nach immer mehr Quoten-Plätzen rufen. Partik-Pable bestritt jeden Vorwurf der Ausländer-Feindlichkeit. Die Freiheitlichen hätten nie "eine ausländerfeindlich oder Ausländer-raus-Politik gemacht". Sie halte aber nichts von dem "multikulturellen Experiment": "Ich will auch haben, dass unsere Kultur gepflegt wird". Ihre "Vision" sei nicht ein "türkischer Bezirksvorsteher". Bürgermeister Michael Häupl (S) sprach sich für Integrationsmaßnahmen "im Job" aus und verwies auf erfolgreiche Programme beim Spracherwerb. Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung sollten nach Meinung des Bürgermeisters verknüpft werden. Auch die "demokratische Partizipation" müsse gewährleistet werden, so Häupl. Vizebürgermeister Bernhard Görg (V) plädierte für eine langfristig geregelte Zuwanderung. Dabei müsse man aber nach den eigenen ökonomischen Interessen vorgehen: "Wir suchen uns die Leute aus. Nicht die Zuwanderer suchen sich das Land aus, in das sie gehen wollen". Wenn die Ausländer allerdings hier seien, sollten sie auch die Möglichkeit zur Arbeit und zum kommunalen Wohnbau haben. Dabei sollten integrationswillige Einwanderer bevorzugt werden. Eine Wahlrechtsreform mit einem kommunalen Wahlrecht für Ausländer kommt für Görg erst "an letzter Stelle". Davor müsse endlich die Briefwahl eingeführt werden. Gegen solche Junktimierungen sprach sich der Grüne Spitzenkandidat Christoph Chorherr aus, der eine "vielfältige Stadt" als "Chance für Wien" sieht. Beim Wahlrecht auch für Ausländer gehe es um "Gerechtigkeit". Dass nun eine Öffnung der Gemeindewohnungen begonnen habe, sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, bisher aber nur ein "Hupferl", nämlich 0,5 Prozent der Wohnungen. Die LIF-Spitzenkandidatin Alexandra Bolena plädierte für ein "friedliches Miteinander". Am Sinnvollsten wäre, die Leute gemeinsam in der Bezirksvertretung zusammen kommen zu lassen. Alle die Pflichten hätten, müssten auch Rechte bekommen. Auch müsse der Bedarf an IT-Fachkräften gedeckt werden. [Fortsetzung, die über weitere inhaltlichen Aspekte berichtet, folgt in Kürze] Wahlziele zu Anfang der TV-Sendung Mit der Präsentation des jeweiligen Wahlziels hat Sonntag Vormittag die TV-Konfrontation der Spitzenkandidaten für die Wien-Wahl begonnen. Bürgermeister Michael Häupl erhofft sich für die SPÖ "einen Vierer vorne, je größer das dahinter umso lieber". Vizebürgermeister Bernhard Görg erwartet sich für seine ÖVP "ganz klare" Zugewinne, ein Drittel neuer Wähler, mindestens möchte er 20 Prozent. Auch FP-Spitzenkandidatin Helene Partik-Pable würde gerne "dazugewinnen", der Grüne Christoph Chorherr möchte dies "deutlich". Für LIF-Spitzenkandidatin Alexandra Bolena geht es um den Wiedereinzug der Liberalen ins Rathaus. Wie Häupl betonte, solle die Stadt mit einer starken SPÖ so gestaltet werden, "wie wir es in der Vergangenheit verlässlich bewiesen haben". Görg lobte die rot-schwarze Stadtregierung als beste der letzten 20, 30 Jahre; es dürfe "keine Rückkehr zum roten Wien" geben. Partik-Pable meinte, es gehe bei der Wahl auch darum, der SPÖ, die seit fast 80 Jahren im Amt sei, "eine wirklich starke Kontrolle gegenüberzustellen". Dafür biete sich die FPÖ an. Chorherr erhofft sich ein zweistelliges Ergebnis, womit ein zeitgerichtetes Modell als Gegenstück zu "Schwarz-Blau" gestaltet werden könnte. Für Bolena ist die einzig entscheidende Frage bei der Wahl, "ob es auch wieder Liberale geben wird". (APA)