Peking/Genf - Das zwölfjährige Mädchen, das sich im Jänner zusammen mit vier mutmaßlichen Mitgliedern der verbotenen Sekte Falun Gong in Peking angezündet hatte, ist an den Verletzungen gestorben. Fast zwei Monate nach der Selbstverbrennungs-Aktion auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) in Peking erlag Liu Siying am Samstagabend ihren Verletzungen, wie das Fernsehen am Sonntag meldete. Das Kind hatte sich am 23. Jänner zusammen mit vier Erwachsenen angezündet. Unter ihnen war auch die Mutter des Mädchens, die ebenfalls verstarb. Die anderen wurden verletzt. Die Falun-Gong-Bewegung hatte in der Vergangenheit Angaben der chinesischen Führung bestritten, dass es sich bei der Selbstverbrennung um eine Falun-Gong-Aktion handelte. Die politische Führung nutzte die Selbstverbrennung aber für eine Verschärfung der Kampagne gegen die religöse Gruppe. Der in den USA lebende Falun-Gong-Gründer Li Hongzhi hatte seine Gefolgsleute in der Volksrepublik China aufgerufen, anlässlich des Mondneujahrs am 23. Jänner gegen das Verbot der Bewegung zu demonstrieren. Peking hat die Sekte, die es ursprünglich gefördert hatte, im Juli 1999 verboten und seitdem Zehntausende von Falun-Gong-Mitgliedern festnehmen lassen. Der obskure Kult verbindet meditative Gesundheitsübungen wie die traditionelle chinesische Atemtechnik (Qigong) mit einem wirren Gemisch von Elementen aus verschiedenen Religionen, vor allem buddhistischer und taoistischer Inspiration. Sektenführer Li Hongzhi, der nach Darstellung seiner Kritiker auch offen rassistische Theorien verbreitet, verlangt strenge Gefolgschaft und hat Falun Gong im Kern wie eine klassische Geheimgesellschaft organisiert. Falun-Gong-Anhänger dürfen anlässlich der Eröffnung der Jahreskonferenz der UNO-Menschenrechtskommission am Montag in Genf nicht auf der "Place des Nations" demonstrieren. Die Kundgebung bleibt bewilligt, muss aber anderswo stattfinden. Die Kundgebung war durch den Kanton und die Stadt Genf genehmigt worden. Sie sollte auf der Place des Nations stattfinden - gegenüber dem Palais des Nations, dem ehemaligen Völkerbundpalast, wo die Delegierten der UNO-Menschenrechtskommission erwartet werden. (APA/AFP)