Washington - Nach langer Verzögerungstaktik will der US-Geheimdienst CIA Dokumente über seine Zusammenarbeit mit der "Organisation Gehlen", der Vorläuferin des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND), freigeben. Besonderes Interesse hat dabei die Frage, wie viele ehemalige Nationalsozialisten für die Organisation und damit indirekt für die CIA arbeiteten. Das berichtete die "Washington Post" am Sonntag. Es handele sich um 2901 Aktenorder mit bis zu 250.000 Seiten in 251 Kisten. Die Auswertung und Veröffentlichung werde rund zwei Jahre in Anspruch nehmen. Den Ausschlag für die Aufhebung der Geheimhaltung gab ein 1998 verabschiedetes Gesetz, das die Freigabe von US-Dokumenten über Nazi-Verbrechen vorschreibt. Der Autor Carl Oglesby hatte die CIA schon 1987 auf die Herausgabe des Materials für eine Studie über General Reinhard Gehlen verklagt. Gehlen hatte im Dritten Reich die Aufklärung an der Ostfront ("Fremde Heere Ost") geleitet und war dann an die Spitze der nach ihm benannten Spionageorganisation getreten. Von 1956 bis 1968 war er auch BND-Chef. Die "Organisation Gehlen" versorgte seinerzeit die CIA mit dem größten Teil ihrer Informationen aus der Sowjetunion und Osteuropa. Oglesby und andere Zeitgeschichtler glauben, dass Gehlen zahlreiche alte Nazis beschäftigt und die Kooperation mit der CIA daher die Fahndung nach Kriegsverbrechern nach dem Krieg erheblich behindert hat. (APA)