Das Sandmännchen, Pumuckl, Samson
aus der Sesamstraße und Hunderttausende Kinder mit ihren Eltern
- sie alle sind am Sonntag nach Köln gekommen, um Deutschlands
berühmtester Maus zum 30. Geburtstag zu gratulieren. Für das
mehrstündige Spektakel sperrte die Stadt Köln die City rund um
den Westdeutschen Rundfunk (WDR) - der von 650.000 Besuchern
sprach - für den Autoverkehr. Auf drei Bühnen in der Nähe des
Funkhauses tanzten und sangen Freunde der Maus und Mitarbeiter,
die in anderen ARD-Anstalten Kindersendungen machen. Als
Geburtstagsgeschenk gab es für die Maus und ihre vielen
Millionen Fans eine einstündige Jubiläumssendung, an der rund
10.000 Kinder aus ganz Deutschland mitgewirkt hatten.
Bei Sonnenschein verfolgten zigtausende Kinder die
Geburtstagsendung auf einer riesigen Leinwand vor dem Dom. Wie
bei einem Popkonzert mussten die jungen Fans durch Absperrgitter
auf Abstand zur Maus gehalten werden. Ausländische Mausfans
konnten das Treiben rund um den Kinderliebling live im Internet
verfolgen.
"Es gibt in der ARD keinen größeren Star als die Maus",
lobte der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Fritz Pleitgen vor
der Eröffnung des zehnten ARD-Kinderfestes den Nager.
Mittlerweile habe die Maus Kultstatus erreicht. Etliche der
kleinen Besucher reisten im Mauskostüm nach Köln, andere hatten
sich Barthaare ins Gesicht gemalt oder die Maus zumindest als
Plüschtier unter den Arm geklemmt. Auf die oft wiederholte Frage
"Wen wollt ihr sehen?" schallte immer wieder wie ein Schrei "die
Maus" zu den Bühnen zurück. Wie beliebt die orange
Zeichentrickfigur mit den markanten sechs Barthaaren bei kleinen
und großen Zuschauern ist, zeigten auch die vielen hundert
Briefe und Pakete, die für das Geburtstagskind nach Köln
geschickt worden sind. Ein Teil davon war im Foyer des
Römisch-Germanischen Museums zu sehen.
An die Maus in Köln...
Als Adresse stand auf
den Briefen und Paketen oft nur "Die Maus in Köln", berichtete
Dörte Kaußmann, die beim WDR die Geburtstagswünsche bearbeitet
hat. Angekommen ist die Jubiläumspost trotzdem. Sogar ein Brief
mit selbstgemalter Briefmarke und Stempel landete auf Kaußmanns
ihrem Schreibtisch. Nach den Feierlichkeiten kommen die
gebastelten Glückwunschkarten ins "Mausoleum", einer
Wanderausstellung über die Sendung.
Seit drei Jahrzehnten zieht die vorwitzige Zeichentrickfigur
kleine und große Zuschauer in ihren Bann. "Die Sendung mit der
Maus" erklärt mit "Lach-und Sachgeschichten" anschaulich den
Alltag. Hier bekommen Kinder immer eine Antwort - gleich, ob die
Frage lautet, wie die Löcher in den Käse kommen oder wie ein
Auto gebaut wird. Darin sieht Armin Maiwald, einer der
Mausregisseure der ersten Stunde, auch das Geheimnis ihres
Erfolges: "Wir sind wahrscheinlich die Einzigen, die sich
ernsthaft um Kinderfragen bemühen. Alle anderen machen nur
Halligalli." Dabei kommt die Maus ganz ohne Worte aus. Der
liebenswürdige Kinderstar klappert allenfalls mit den
Augenlidern oder schnüffelt geräuschvoll umher. Ihre beiden
Freunde, der kleine blaue Elefant und die freche gelbe Ente,
antworten mit Tröten und Quaken. Die 30 bis 90 Sekunden langen
Maus-Spots verbinden die einzelnen Geschichten einer Sendung
miteinander. Bei der ZDF-Sendung "Wetten, daß..." am
Samstagabend erkannte eine eingefleischte "Maus-Liebhaberin" die
verschiedenen Maus-Spots allein an ihren Geräuschen.
Rund 1300 Folgen der beliebten Kinderserie wurden seit 1971
produziert. In über 80 Ländern tapst die Maus über die
Bildschirme. Etwa 400 Autoren, Redakteure, Techniker und
Kameramänner sorgen zurzeit dafür, dass der Maus auch weiterhin
die Geschichten nicht ausgehen. Mit dem Konzept der Sendung
haben die Macher schon zahlreiche Preise eingeheimst. Darunter
ein Goldener Bambi und der Adolf-Grimme-Preis in Gold. Die Maus
selber bekam schon das Bundesverdienstkreuz sowie einen Doktor
Humoris Causa für ihre "interkulturelle Vermittlungsleistung"
verliehen. Im März 1992 bewies sie sogar ihre
Weltraumtauglichkeit als sie den deutschen Astronauten
Klaus-Dietrich Flade zur russischen Raumstation Mir begleitete.
In der Hitparade landete der unerschrockene Nager 1996 mit dem
Lied von Stefan Raab "Hier kommt die Maus". Zum 30. Geburtstag
bekam die Maus wieder ein Lied auf den umfangreichen Leib
gedichtet: "Wir sind die Maus" von Dirk Bach. (Reuters)