Europa
Prozess gegen drei bosnische Serben eröffnet
Angeklagte wegen Folter und Massaker vor UNO-Tribunal
Den Haag - Wegen Folter und Massaker an hunderten
Kriegsgefangenen müssen sich drei bosnische Serben seit Montag vor
dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verantworten. Die drei
Männer sind angeklagt, als Kommandanten im berüchtigten Lager
Keraterm im Bosnien-Krieg Gefangene gequält und mindestens 300
getötet zu haben.
Dusko Sikirica, Damir Dosen und Dragan Kolundzija hätten den
Gefangenen das Leben zur Hölle gemacht, warf Staatsanwalt Dirk
Ryneveld den Angeklagten vor. Sie seien Teil der systematischen
Verfolgung und des Terrors gegen die nicht-serbische Bevölkerung in
der Region Prijedor gewesen. In dem Lager seien Insassen gefoltert,
sexuell misshandelt, geschlagen sowie anderen grausamen und
unmenschlichen Behandlungen unterzogen worden. Die Beweislage lasse
keinen Zweifel über die Schuld der Männer zu, erklärte Ryneveld.
Die Anklage legt den drei Serben unter anderem zur Last, im Juli
1992 ein Blutbad unter den Gefangenen angerichtet zu haben. Wachen
hätten mit Maschinengewehren in ein Gebäude auf dem Gelände einer
früheren Keramikfabrik gefeuert, in dem die Gefangenen schutzlos
zusammengedrängt worden seien. 140 bosnische Kroaten und Moslems
seien dabei getötet worden.
Sikirica, der 36 Jahre alte frühere Kommandant des Lagers, ist
wegen Völkermordes angeklagt. Ihm werden weiter Verbrechen gegen die
Menschlichkeit und Verstöße gegen das Kriegsrecht zur Last gelegt.
Dem 33-jährigen Dosen und dem 41 Jahre alten Kolundzija werden zwar
Kriegsverbrechen, aber kein Völkermord vorgeworfen. Alle drei
Angeklagte haben sich für unschuldig erklärt. Im Falle einer
Verurteilung droht ihnen lebenslängliche Haft. (APA)