Brüssel/Belgrad - Die NATO wird ihre Truppen an der Kosovo-Grenze verstärken, um das weitere Eindringen von albanischen Rebellen nach Mazedonien zu verhindern. Eine Ausdehnung des KFOR-Mandats auf Mazedonien stehe aber nicht zur Debatte, wie NATO-Generalsekretär George Robertson am Montag nach einem Treffen mit dem mazedonischen Außenminister Srdjan Kerim in Brüssel betonte. Der russische Präsident Wladimir Putin hat in einer Botschaft an den jugoslawischen Präsidenten Vojislav Kostunica Kampfeinsätze der internationalen Gemeinschaft nicht ausgeschlossen, um die albanischen Rebellen zu stoppen. Um die zweitgrößte mazedonische Stadt Tetovo tobten unterdessen weiter heftige Kämpfe zwischen den Rebellen und mazedonischen Sicherheitskräften. Lord Robertson sagte zu, dass die KFOR mehr Einheiten an die Grenze zu Mazedonien verlegen werde, um die Versorgungslinien der Rebellen zu unterbrechen. Der mazedonische Ministerpräsident Ljubco Georgievski hatte Deutschland und den USA in einer Fernsehansprache eine indirekte Mitschuld an der Eskalation der Gewalt vorgeworfen. "Ihr könnt uns nicht weismachen, dass euch die Rädelsführer albanischer Banden nicht bekannt sind", sagte er am Sonntag in Skopje. Der deutsche Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der OSZE, Willy Wimmer (CDU), hat schwere Vorwürfe gegen die KFOR erhoben. Er hielt den Amerikanern vor, sie hätten die albanischen Extremisten unterstützt, die jetzt mazedonische Sicherheitskräfte angriffen. Ferrero-Waldner: KFOR-Mandat auf Mazedonien auszuweiten Österreichs Außenministerin Benita Ferrero-Waldner hat sich am Rande des EU-Außenministertreffens in Brüssel dafür ausgesprochen, das KFOR-Mandat auf Mazedonien auszuweiten. Sie wolle sich in der Europäischen Union für ein rasches Treffen des UNO-Sicherheitsrats stark machen, der dann die Ausweitung des Mandats beschließen solle. Die EU müsse hier Position beziehen und sich dafür einsetzen, ein Eingreifen der KFOR in Mazedonien zu ermöglichen. Eine Absage wurde Ferrero-Waldner durch ihren deutschen Kollegen Joschka Fischer erteilt, der erklärte: "Wir meinen, dass wir nicht über neue Mandate zu sprechen haben." Der mazedonische Außenminister Kerim warnte in Brüssel vor einem neuen Balkankrieg: "Falls wir nicht in der Lage wären, die Terroristen aufzuhalten und zu neutralisieren, dann kann man diese Gefahr nicht ausschließen". Der frühere Innen- und Verteidigungsminister Ljubomir Frckovski vertrat die Auffassung, dass sich das Schicksal Mazedoniens in den nächsten zehn Tagen entscheidet. Es werde Mazedonien in seiner derzeitigen Form "nicht mehr geben", sollten die albanischen Rebellen nicht in dieser Zeitspanne niedergerungen werden. Der jugoslawische Präsident Kostunica und der russische Außenminister Igor Iwanow forderten in Belgrad eine klare Absage der internationalen Gemeinschaft an den "albanischen Terrorismus". Seit dem Einmarsch der KFOR sei das Kosovo zur "Brutstätte des albanischen Terrorismus" geworden, sagte Kostunica. Iwanow reist anschließend nach Mazedonien und Albanien weiter. Präsident Putin sagte auf einer Kabinettssitzung in Moskau, die Lage in Mazedonien sei "außer Kontrolle". Mit indirekter Kritik an der NATO betonte er: "Erst wurden die Gruppen der albanischen Separatisten bewaffnet, und heute weiß niemand, wie man mit ihnen umgehen soll". (APA/AP/Reuters)