Prag/Temelin - Der US-Anwalt Ed Fagan hat am Dienstag erstmals das südböhmische AKW Temelin besucht. Entgegen anderslautenden Ankündigungen von tschechischer Seite wurde Fagan, der die österreichischen AKW-Gegner im Kampf gegen Temelin unterstützt, sowohl eingelassen als auch Einblick in Anlage sowie Unterlagen gewährt, die nach Angaben des Tschechischen Energiekonzern (CEZ) über das für Besucher übliche Maß hinausgingen. Dokumente zur Sicherheit fehlten Auf einer Pressekonferenz nach der Besichtigung Temelins bedankte sich Fagan bei der CEZ und bezeichnete die Entscheidung als ersten Schritt zum Dialog. Er habe unter anderem den Maschinenraum und den Kontrollraum des AKW besichtigen können. Gleichzeitig betonte Fagan aber, dass er nicht jene Dokumente erhalten habe, mit denen man die Sicherheit Temelins verifizieren könne. Deshalb stellte er auch erneut eventuelle Gerichtsklagen wegen der Verheimlichung von Informationen in den Raum. Gleichzeitig stellte Fagan der CEZ einen neuen Termin für die Vorlegung der von ihm geforderten Dokumente - den 19. April. Nach Angaben des Tschechischen Rundfunks sagte er, Ziel sei nicht, Temelin abzuschalten, sondern eine unabhängige Kontrolle und Überprüfung des AKW durchzuführen. Unterdessen hat die Prager Staatliche Behörde für atomare Sicherheit (SUJB) am Montagabend die Zustimmung mit der Erhöhung der Leistung des ersten Temeliner Reaktors auf 55 Prozent erteilt. "Das Kraftwerk wird diese Leistungsebene etwa in drei Tagen erreichen", bestätigte die SUJB-Chefin Dana Drabova. Nach den Tests würden diese ausgewertet, ob und inwieweit sie erfolgreich gewesen seien. "Danach wird man über eine weitere Erhöhung der Leistung reden - auf 75 Prozent", so Drabova. Neue Frist Fagan ist jedenfalls zuversichtlich, letztendlich die von ihm geforderte Dokumentation über das AKW zu bekommen. Es wäre ein Irrtum zu denken, dass es keine derartige Pflicht gäbe, betonte der Anwalt. Er werde die Papiere mit Hilfe von Gerichten in den USA, Tschechien sowie der EU bekommen. Am 19. April will er zu Temelin eine neue Pressekonferenz in Salzburg veranstalten. Zu tschechischen Zeitungsberichten, die ihm keine großen Chancen einräumten, sagte Fagan: "Alle Berichte meinten: Er hat keine Chance. Aber jedesmal in den letzten fünf Jahren, wenn die andere Seite gesagt hat 'er hat keine Chance', hat sie verloren. 1996 haben es die Schweizer gesagt - sie haben verloren. Die Deutschen haben es 1997 behauptet, sie haben auch verloren. Und die Österreicher haben es 1998 gesagt - sie haben auch verloren. Nun sind wir in der Tschechischen Republik", meinte Fagan. (APA)