Salzburg - Amnesty International und die Caritas schlagen Alarm: Die Raumnot im Flüchtlingshaus der Caritas Salzburg zwinge immer mehr Asylwerber in die Obdachlosigkeit. Auch das Notquartier der Caritas am Bahnhof sei bereits derart überfüllt, dass keine weiteren Flüchtlinge aufgenommen werden könnten. Das Flüchtlingshaus ist auf 50 Personen ausgelegt. Seit Wochen, so ein Caritas-Mitarbeiter zum Standard, sei das Haus mit bis zu 70 Personen "hoffnungslos überfüllt". Die Folge: Über das Wochenende standen zwölf Asylwerber aus Afghanistan auf der Straße. Am Montag waren es immer noch neun. "Wo die Leute übernachten, wissen wir nicht genau", berichtet der Sozialleiter der Caritas, Franz Neumayer. Einige würden "vermutlich bei ehemaligen Flüchtlingen" unterkommen, anderen sehe man aber an, dass sie auf Parkbänken nächtigen müssen. Die Caritas kann für sie nur mehr die Notversorgung am Tag aufrechterhalten. Selbst "hartgesottene" Sozialarbeiter verkraften diese Situation nur schwer, so Amnesty-Sprecherin Brunhild Krumm. Die beiden Hilfsorganisationen machen sowohl den Bund als auch das Land für die Zustände verantwortlich. Der Bund stehle sich einfach aus der in der Bundesbetreuung gesetzlich vorgeschriebenen Notversorgung für Asylwerber mit Bleiberecht. Das Land wiederum, dass in Notsituationen einspringen müsste, verweise auf die Zuständigkeit des Bundes. "Es ist zu wenig, immer nur auf die Verantwortung des anderen hinzuweisen", so Neumayer. Dass sich die Situation in Salzburg so dramatisch zugespitzt hat, liegt am Ausbau des Gefangenenhauses der Bundespolizei. Laut Amnesty würden im Burgenland aufgegriffene afghanische Staatsbürger zuerst nach Salzburg verschickt. Für die Betreuung jener, die hier ihr Asylverfahren abwarten, sei keine Vorsorge getroffen. Bei Obdachlosigkeit ist freilich auch kein ordentliches Verfahren möglich: Bescheide können nicht zugestellt, Termine nicht eingehalten werden. (neu) (DER STANDARD, Printausgabe, 20.3.2001)