Wien - Der anstehende Personalabbau in der Telekom Austria (TA) hat das Arbeitsklima scheinbar auf den Nullpunkt gedrückt. Während Arbeitsmediziner dabei der TA nach eigenen Angaben "ganz miese Methoden" bescheinigen, wies Unternehmenssprecher Martin Bredl am Montag Vorwürfe eines Mobbing ("Hinausekeln") entschieden zurück. Einzelfälle sozialer Ungerechtigkeiten kämen aber vor. Dies hätte sogar Generaldirektor Heinz Sundt erklärt. Gezieltes Mobbing Laut einem Arbeitsmediziner, der sich bei der APA gemeldet hat, aber nicht öffentlich genannt werden wollte, würden TA-Mitarbeiter gezieltem Mobbing ausgesetzt. Der Druck und der plötzliche Verlust des Arbeitsplatzes habe bereits mehrere TA-Mitarbeiter in den Selbstmord getrieben, sagte der Arzt. Die "unglaublichen Zustände" gäben aus medizinischer Sicht Anlass zu größter Sorge. Laut Postgewerkschafter Robert Wurm haben sich dieses Jahr "bereits drei Kollegen das Leben genommen", der Arzt spricht von noch mehr. TA-Sprecher Bredl weiß von zwei Selbstmorden im Umfeld der TA, weist aber einen Zusammenhang mit der aktuellen Personalsituation zurück. Der eine Mitarbeiter sei von Personalkürzungsmaßnahmen in keinster Weise betroffen gewesen, der andere habe sich bereits in den Vorruhestand zurückgezogen gehabt. "Art Hausarrest" Der Arbeitsmediziner berichtet von TA-Mitarbeitern, die binnen Stunden zum Verlassen des Arbeitsplatzes aufgefordert und danach unter eine "Art Hausarrest" gestellt würden. Bei vollen Bezügen müssten diese zur Vermittlung neuer Posten zwischen 8 und 12 Uhr zu Hause sein, sagt der Arzt. Wurm bestätigte dies: Es müssten die Betroffenen Abschläge von 40 Prozent hinnehmen, da sie um die Zuschläge umfallen. Sollte der betroffene Mitarbeiter über keinen privaten Telefonanschluss verfügen, würde ihnen sogar Pager zur Verfügung gestellt. Mit eigenem Handy könne man allerdings die eigenen vier Wände auch verlassen, hört man aus Mitarbeiterkreisen. Unternehmenssprecher Bredl betonte, dass für Härtefälle Kriseninterventionszentren und Informationswochen mit Experten eingerichtet worden seien. Außerdem stünden Kontaktpersonen für Beratung zur Verfügung. Grundsätzlich könne das Unternehmen aber nicht warten, bis jene Mitarbeiter, für die künftig kein Platz im Unternehmen mehr sei, freiwillig gingen, so Bredl. Der Arbeitsmediziner berichtete, dass junge dynamische Mitarbeiter eigens zum Zweck des Mobbing von Telekom-Beamten eingestellt würden. Ihm seien Fälle bekannt, wo auch diese Mitarbeiter selbst kurze Zeit später ihre Arbeitsplatz verlören, "um die Spuren zu verwischen". Aus diesem Grunde würden Kündigungen/Freistellungen/Entlassungen auch nicht mehr in schriftlicher Form übermittelt, sondern nur noch mündlich. Solche Methoden bestätigte auch Gewerkschafter Wurm. (APA)