Patienten und Ärzte nutzen das Internet anders als jene Internetnutzer, die beispielsweise online einkaufen. "Präzise, zuverlässige und detaillierte Onlineinformationen sind gefragt, die von kompetenten, aber unabhängigen Institutionen ins Internet gestellt werden", sagt Antonella Mei-Pochtler, Geschäftsführerin der Boston Consulting Group (BCG). 1000 Patienten und 250 Ärzte in Deutschland und Schweden, darunter auch Personen, die noch keine Erfahrung mit dem Web haben, hatte die BCG befragt. E-Health, so der Internetjargon für Gesundheitswesen im Internet, werde die Beziehungen zwischen Ärzten, Patienten, Unternehmen und Organisationen des Gesundheitswesens auch in Österreich entscheidend beeinflussen. Den größten Vertrauensvorschuss haben laut Umfrage Klinikverbände (bei 80 Prozent der Befragten) und medizinische Vereinigungen (72 Prozent), was die Qualität und Unabhängigkeit des Info-Angebotes betrifft. Von Pharmaunternehmen und kommerziellen Dienstleistern erwarten nur ein Viertel der Befragten unabhängige Expertisen. Dem großen Geschäft mit den Gesundheitsseiten im Web erteilt Mei-Pochtler eine Absage: "Auch im Gesundheitswesen gibt es eine Napsterisierung." Wie beim Musiktausch via Napster erwarten Internetsurfer auch hier Gratisinfos. Zwar seien zwei Drittel der Patienten bereit zu zahlen. 85 Prozent davon wollen weniger als 25 Euro (344,01 Schilling) pro Beratung ausgeben. Die Finanzierung der E-Health-Portale könnte durch ein "zweistufiges Service" gesichert werden: Durch werbefinanzierte Portalseiten mit allgemeinen Informationen fürs "Hineinschnuppern" und kostenpflichtigen Portale für fundierte Gesundheitsdienste. Geldspritze Internet Medikamente sowie Spezialgeräte oder Verbrauchsmaterialien wollen die Hälfte der befragten Ärzte via Web einkaufen. Aber nur dann, wenn eine Ersparnis von mindestens zehn Prozent gegenüber dem Offlinehandel zu erzielen ist. 74 Prozent würden via Internet kaufen, wenn bis zu 25 Prozent einzusparen sind. Etwa 60 Prozent der Ärzte wünschen sich "aufgrund von Zeitmangel", dass durch spezielle, unabhängige Suchmaschinen, nach dem Vorbild der Portalseite Yahoo, das Auffinden medizinischer Infos unterstützt würde. (DER STANDARD, Printausgabe 20.3.2001)