Belgrad - Der serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic reist am Dienstag nach Washington, um den Kongress-Mitgliedern die Gründe für die bisher ausgebliebene Zusammenarbeit mit dem UNO-Kriegsverbrechertribunal zu erläutern. Das meldeten Belgrader Medien am Montag. Der Kongress soll am 31. März über weitere Finanzhilfe an Belgrad in Höhe von 100 Millionen Dollar (111,2 Mill. Euro/1,53 Mrd. S) entscheiden. Die Hilfslieferung war Ende des Vorjahres an eine Zusammenarbeit mit dem Tribunal in Den Haag gebunden worden. Die jugoslawische Politik sei konsequent, allerdings brauche man Zeit, um die Voraussetzungen für die Zusammenarbeit mit dem Kriegsverbrechertribunal zu erfüllen, erklärte Djindjic vor seiner Washington-Reise. Er hoffe, dass seine amerikanischen Gesprächspartner die jugoslawischen Argumente würdigen, sagte der serbische Ministerpräsident. Keine Hindernisse seitens Belgrad für eine Überstellung fremder Staatsbürger Eine jugoslawische Regierungsdelegation wird dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag am Dienstag einen ersten Besuch abstatten. Der serbische Justizminister Vladan Batic erklärte, dass es seitens Belgrads keine Hindernisse für eine Überstellung fremder Staatsbürger an das Tribunal gebe. Batic hat nicht angeführt, um wie viele Personen es sich handelt. Die Gastfreundschaft der jugoslawischen Behörden hatte bis vor einigen Wochen der frühere bosnisch-serbische Militärkommandant Ratko Mladic genossen. Inzwischen soll er nach Bosnien geflüchtet sein. Die bosnische Tageszeitung "Dnevni avaz" meldete am Montag, dass sich Mladic in der Gegend um Kalinovik, seinem Geburtsort, und Han Pijesak in Ostbosnien, wo sich während des Krieges sein Generalstab befunden hatte, verstecke. Vergangene Woche hatte sich Blagoje Simic freiwillig dem Kriegsverbrechertribunal gestellt. Simic war während des Bosnien-Krieges Bürgermeister von Samac gewesen. Er war der erste Jugoslawe, der sich dazu entschlossen hatte. Eine vom Belgrader Zentrum für Alternativstudien durchgeführte Meinungsumfrage, deren Ergebnisse die Tageszeitung "Danas" veröffentliche, hat gezeigt, dass 46 Prozent der Serben die Überstellung des früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic an das Tribunal unterstutzen, 32 Prozent sind dagegen, während 22 Prozent unentschlossen sind. 82 Prozent der Befragten meinten, dass Milosevic wegen Kriegsverbrechen, Kriminalität und Korruption vor Gericht gestellt werden müsste. (APA)